Projekt „PlasticObs+“

Forschende wollen Plastikmüll auf Weltmeeren mithilfe von KI erfassen

Ob Sackerln, Flaschen oder Einwegverpackungen: Nach Angaben der Umweltorganisation WWF landen pro Jahr 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastikmüll in Seen, Flüssen und Meeren. Um die Bestandsaufnahme von Kunststoffabfällen, die auf Meeren schwimmen, künftig zu verbessern, setzt das Forschungsprojekt „PlasticObs+“ auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Die entsprechende Technik soll an Überwachungsflugzeugen angebracht werden.

red/Agenturen

Ziel des Projekts sei die Erfassung des „Ist-Zustands der Müllsituation“, sagte Projektleiter Christoph Tholen vom Deutschen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz (DFKI) am Mittwoch in Oldenburg. Die Dokumentation soll eine wissenschaftliche Grundlage über Art, Menge und Größe des Abfalls in den Ozeanen liefern. Bisher seien die Verunreinigungen vor allem punktuell und zeitlich begrenzt erfasst worden. Langfristiges Ziel sei, Überwachungsflugzeuge, die bereits weltweit im Einsatz seien, mit KI-gestützter Sensorik auszustatten. Auf diese Weise könne erstmals eine kontinuierliche und umfassende Bestandsaufnahmen erfolgen.

Das DFKI entwickelt für das Projekt verschiedene KI-Systeme, die unter anderem Plastikmüll noch während eines Überflugs erkennen. Hotspots sollen dann näher betrachtet werden können. Erste Testflüge verliefen den Angaben der Forschenden zufolge zufriedenstellend. In einem späteren Schritt sollen die Systeme auch für Feldversuche in Überwachungsflugzeugen für Ölverschmutzungen eingebaut und getestet werden.

Planung von Säuberungen mittels KI

Neben der Dokumentation könnten die KI-Systeme künftig auch bei Gegenmaßnahmen helfen, sagte Projektleiter Tholen. So könnten etwa Säuberungsaktionen genau geplant werden, „da das System eine Identifizierung von besonders belasteten Gebieten ermöglicht“. Einer der Projektpartner ist das Unternehmen Everwave aus Aachen, das mit schwimmenden Plattformen in Flüssen Müll einsammelt.

Zum Welttag der Ozeane am Donnerstag (8. Juni) machte der WWF Österreich darauf aufmerksam, dass die Meere neben der Verschmutzung auch massiv unter anderen menschgemachten Bedrohungen wie Überfischung, Zerstörung von Boden- und Küstenlebensräumen sowie den fatalen Auswirkungen der Klimakrise leiden. „Unsere Ozeane sind am Limit“, warnte Meeresexperte Axel Hein in einer Aussendung. „Unfassbare elf Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr im Meer - die Tier- und Pflanzenwelt erstickt regelrecht an unserem Müll. Auch in der Nahrungskette landen Mikroplastik-Teilchen.“

„Wir stehen aktuell an einem Scheideweg, was die Zukunft unserer Ozeane betrifft“, hielt Olivia Herzog von Greenpeace Österreich fest. „Erst im März wurde mit dem Hochseeschutzabkommen ein Meilenstein im Meeresschutz erreicht - 30 Prozent der Hohen See sollen damit unter Schutz gestellt werden. Gleichzeitig wird gerade über die Vergabe von Tiefseebergbau-Lizenzen verhandelt, die der großflächigen Ausbeutung der Ozeane Tür und Tor öffnen“, kritisierte sie. Auch die SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr, forderte in einer Aussendung anlässlich des Welttags der Ozeane mehr Schutz für die Meere und einen Stopp für den Tiefseebergbau.