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E-Rezepte sollen 2024 auf breiter Front kommen

Hotels buchen, Geld überweisen, shoppen: Vieles im Alltag läuft längst elektronisch. Arztbefunde und Verschreibungen für Patientinnen und Patienten gibt es aber meist noch auf Papier. Damit die immer noch schleppende Digitalisierung endlich Fahrt aufnimmt, will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mehr Schub aufbauen: Bis Anfang 2024 sollen E-Rezepte auf breiter Front in Praxen zu haben sein. Und bis Anfang 2025 sollen E-Patientenakten für alle kommen, es sei denn, man lehnt das ab. Erklärtes Ziel ist spürbarer Nutzen für eine bessere Versorgung - und dass Praxen und die Technik mitmachen.

red/Agenturen

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, sagte, es sei enorm wichtig, dass Dynamik in die Digitalisierung komme. „Es gibt zwar das E-Rezept und die elektronische Patientenakte, aber kaum einer nutzt sie.“ Daher brauche es dringend mehr Nutzerfreundlichkeit und echten Mehrwert für Patienten und Ärzte, damit sie in der Breite genutzt würden. Die FDP-Fachpolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus sagte, die E-Akte sei das „Herzstück“ der Reformpläne der Koalition. Sie ermögliche eine schnellere und bessere Versorgung und einen effizienten Einsatz der in Zukunft immer knapper werdenden „Ressource Arzt„.

Lauterbach will mehrere digitale Anwendungen für Patientinnen und Patienten beschleunigen. Zu näheren Regelungen dafür hat das Ministerium nun einen Gesetzentwurf vorgelegt:

E-Rezept auf breiter Front

Vom 1. Januar 2024 an soll es für Ärztinnen und Ärzte verpflichtend werden, Verschreibungen elektronisch auszustellen, heißt es in dem Entwurf. Die Praxen sollen sich dafür schrittweise umstellen. Denn ein Start in größerem Stil hatte sich mehrmals verzögert, auch wegen technischer Probleme. Eigentlich bestand die Verpflichtung für die Praxen dazu auch schon ab Anfang 2022. Einen Durchbruch bringen soll nun ein neuer, einfacherer Einlöseweg für E-Rezepte. Seit 1. Juli ist es in ersten Apotheken möglich, dafür die Versichertenkarte der Krankenkasse in ein Lesegerät zu stecken. Bis Ende Juli sollen wohl 80 Prozent der Apotheken diesen zusätzlichen Weg anbieten können.

Davor waren E-Rezepte anstelle des gewohnten rosa Zettels auch schon über eine Smartphone-App oder einen ausgedruckten QR-Code einzulösen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte aber direkt vor falschen Erwartungen gewarnt, dass vom 1. Juli an auch gleich in allen Arztpraxen E-Rezepte ausgestellt werden könnten. Voraussetzung ist unter anderem ein spezielles Verbindungsgerät an die geschützte Datenautobahn des Gesundheitswesens. Dort werden E-Rezepte auf einem zentralen Server gespeichert. Und beim Einstecken der Karte wird die Apotheke autorisiert, E-Rezepte der Versicherten von dort abzurufen.

E-Patientenakte für alle

Für die bereits 2021 als freiwilliges Angebot gestarteten E-Akten soll ein Neustart kommen. Sie sind ein persönlichen Datenspeicher etwa für Befunde, Röntgenbilder und Listen eingenommener Medikamente - und sollen Patienten im Prinzip ein Leben lang bei allen Ärzten begleiten. Die gebündelten Informationen sollen unter anderem auch Wechselwirkungen und unnötige Mehrfachuntersuchungen vermeiden. Das Problem ist nur, dass noch nicht einmal ein Prozent der 74 Millionen gesetzlich Versicherten eine E-Akte hat. Erklärtes Ziel der Regierung ist nun, bis 2025 auf 80 Prozent hochzukommen.

Dafür will die Koalition auf das Prinzip „Opt-out“ schwenken, und der Gesetzentwurf sieht nähere Regelungen dazu vor: Die Krankenkassen sollen breit informieren und bis 15. Januar 2025 für alle gesetzlich Versicherten automatisch eine E-Akte einrichten - es sei denn, man widerspricht aktiv. Abrufbar sein soll die Akte dann mit bestimmten Identifikationsregeln über eine Kassen-App. Was Ärzte und Ärztinnen in die Akte einstellen und wer worauf zugreifen kann, soll man selbst festlegen können. Auch E-Rezepte sollen integriert werden können.

Wie schnell das Digitaltempo anzieht, dürfte auch vom Vertrauen der Menschen in den Umgang mit den sensiblen Daten abhängen - und von der Umsetzung. Die E-Akte werde nur Einzug in den Praxisalltag finden, wenn sie nicht leer bleibe, mahnte Kassenchef Baas. Daher müssten alle Akteure im Gesundheitswesen verpflichtet sein, Daten einzuspielen. Viele Mediziner seien aber nach wie vor frustriert, weil Anwendungen nicht stabil funktionieren, hatte Ärztepräsident Klaus Reinhardt deutlich gemacht. Und Praxen und Kliniken seien „keine Versuchslabore für unausgereifte Technik„. Um Fortschritte genauer im Blick zu haben, soll die Kassenärztliche Bundesvereinigung ab 2024 quartalsweise über den Anteil von E-Rezepten berichten.

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