Spitäler

Rund 20 Prozent der Betten an Innsbrucker Klinik gesperrt

Auch in Tirol macht sich die angespannte Personalsituation in den Krankenhäusern bemerkbar. An der Innsbrucker Klinik waren aktuell rund 20 Prozent der Betten gesperrt, sagte tirol kliniken-Sprecher Johannes Schwamberger zur APA. Die Situation sei "sehr herausfordernd": "Es ist eng geworden in letzter Zeit." Planbare, nicht dringliche Operationen würden mitunter verschoben werden, die Akutversorgung sei aber keineswegs gefährdet. Letzteres galt für alle Tiroler Spitäler.

red/Agenturen

Entsprechende landesweite Zahlen abseits der Spitäler der landeseigenen tirol kliniken lagen indes vorerst nicht vor. Da ab Oktober Operationssäle im Bereich der Tagesklinik geschlossen werden, erwarte man sich eine Entastung, da man sich auf jene Bereiche konzentrieren könne, "bei denen wir ein Alleinstellungsmerkmal haben", erklärte indes Schwamberger. Auch habe sich die Einführung eines "Flexipools" als hilfreich erwiesen. Dabei handle es sich um einen Pool an Arbeitskräften, der einen flexiblen Dienstplan aufweist und bei dem die Beschäftigten als "Springer" einmal dort und einmal da eingesetzt werden können.

"Kein vordringliches Problem" sei ein Ärztemangel an der Innsbrucker Klinik. Der Schwerpunkt des Personalmangels liege nach wie vor in der Pflege. "Die Abgänge sind minimal höher als sonst. Aber es kommt einfach nix nach", fasste der tirol kliniken-Sprecher die Situation eindrücklich zusammen. Wie in allen andere Branche leide eben auch die Gesundheitsbranche derzeit an einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Ein großes Problem sei zudem weiterhin, dass an der Klinik viele Patienten versorgt werden, die eigentlich entlassen werden sollten - dies aber aufgrund eines fehlenden Heimplatzes oder wegen der Situation Zuhause nicht möglich sei. Rund 130 solche Patientinnen und Patienten waren es vor rund einem halben Jahr - genaue Zahlen gab es nunmehr nicht, aber es dürfte sich ungefähr in derselben Größenordnung abspielen, erklärte Schwamberger.

Was man feststellen müsse, sei, dass der Begriff "planbare Operationen" mittlerweile etwas weiter gefasst werden müsse als noch vor einem halben Jahr. Häufiger verschoben würden etwa Operationen, bei denen Metallentfernungen durchgeführt werden, berichtete der Sprecher. Aber jeder, der ein akutes medizinisches Problem habe, werde umgehend behandelt, versicherte Schwamberger.

"Uns steht das Wasser bis zur Nase. Es nimmt uns schon den Atem", beschrieb tirol kliniken-Betriebsrätin Birgit Seidl gegenüber der APA die Lage für die Beschäftigten, vor allem im Pflegebereich. Die Perspektive auf den Winter sei "nicht zufriedenstellend. Wir wissen genau, dass wir zusätzliche Ressourcen brauchen, die wir jetzt schon nicht haben", sagte sie. Teilweise fehlen zwei bis drei Vollzeitpflegestellen, wobei es auch manche Bereiche "ohne Probleme" gebe - die Versorgung der Patienten sei aber aufrecht, versicherte Seidl. Eine schnelle Lösung sah sie wie auch Schwamberger nicht: "Es dauert, bis die Personaloffensive ankommt."

„Doch deutlich verschlechterte Situation“

Verbesserungen ortete Seidl in Sachen Kompetenzerweiterung: Bei den Pflegeassistentinnen und -assistenten habe es Legalisierungen von Tätigkeiten gegeben, die sie aufgrund des Personalmangels bereits zuvor ausgeübt hatten. Die Betriebsrätin, die eine gute Gesprächsbasis mit der Politik ortete, forderte eine Überarbeitung des "starren" Gehaltssystems sowie ein Primärversorgungszentrum in Tirol, das den Notfallbereich entlasten könne. "Wie lange müssen wir darauf noch warten?", fragte sie. Seidl kritisierte zudem die Schließung der Tagesklinik in Innsbruck ab Oktober. Sie sah eine mangelnde tirolweite Abstimmung, wo am Ende nur der Patient "übrig" bleibe und die "Zweiklassenmedizin" forciert werde.

Eine "doch deutlich verschlechterte Situation" sah indes Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner. Wenn vorhandene Strukturen heruntergefahren werden müssten, es zu gesperrten OP-Sälen und verlängerten Wartezeiten komme, so mache ihm das "Sorgen", sagte Kastner zur APA. Dass offenbar sogenannte "leichtere Eingriffe" von der Klinik an die peripheren Spitäler ausgelagert würden, beruhige ihn nicht. Denn schließlich würden auch die Bezirkskrankenhäuser ob der personellen Situation an ihre Grenzen stoßen. Nun gehe es darum, politische Maßnahmen zu setzen. Zum einen müssten akut Mitarbeiter - Ärzte wie Pfleger - rekrutiert und die Arbeitsbedingungen attraktiviert werden. Zum anderen müsse man endlich "politisch mutige Lösungen bei der Patientensteuerung" finden.

Zum wiederholten Male plädierte Kastner für eine Beratungs-Offensive im Bereich der Gesundheitshotline "1450". Es müsse dringend die Information der Menschen intensiviert werden, um jene, die nicht in Krankenhäusern behandelt werden müssen, davon abzuhalten, ebendiese aufzusuchen. Es brauche eine vermehrte telefonische Beratung, zudem müsse die Position des Hausarztes bzw- der Hausärztin gestärkt werden. Einmal mehr trat Kastner auch für eine Jobgarantie für fertig ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner ein. Denn es müsse einmal klargestellt werden: Leider bekomme nicht jeder von ihnen derzeit ein Jobangebot.

Wie Schwamberger betonte auch Kastner, dass die Akutversorgung in Tirol nicht gefährdet sei. Es würden sich aber nun ganz klar "strukturelle Versäumnisse" rächen.