Austrian Health Forum

Sorge um Krebsnachsorge

Krebstherapien werden immer besser, die Patienten überleben länger und haben eine bessere Lebensqualität. Gleichzeitig entstehen für die Onkologie auch große Herausforderungen, denn durch das Älterwerden der Bevölkerung steigt auch die Prävalenz von Krebserkrankungen. Und: In Österreich hinken die Strukturen zur Nachsorge noch nach, hieß es am Freitag beim Austrian Health Forum (AHF) in Schladming.

red/Agenturen

In einer Paneldiskussion präsentierte Philipp Jost von der Uni Graz die Zahlen: Bei der Prävalenz von Krebserkrankungen weltweit rechnet man mit 25 Mio. Fällen im Jahr 2032 und 30 Mio. Fällen 2040. Im Jahr 2018 waren es erst 18,1 Millionen. Die Inzidenz in der EU lag 2020 bei 2,7 Mio. neuen Krebsfällen und 1,3 Mio. Todesfällen. Bis 2040 werde bei der Inzidenz von einer Zunahme von 23 Prozent gerechnet.

Der Wiener Onkologe Hannes Kaufmann sprach davon, dass Österreich bei der Krebsbehandlung in der Akutphase „sensationell“ unterwegs sei. Wenn der Krebs geheilt oder langfristig chronifiziert sei, müsse jedoch für eine jahrelange Nachsorge gesorgt werden, um ihnen den Weg zurück ins Leben zu erleichtern. „Dort sind wir an unseren Strukturgrenzen angelangt, weil darauf waren wir nicht vorbereitet", sagte er: „Dann verlieren wir die Patienten aber in einem Versorgungsloch.“

Weitere Therapieangebote nötig

In den vergangenen Jahren seien mehr als 145 neue Medikamente in der Onkologie eingeführt worden, die Ressourcen dank der neuen Behandlungsmöglichkeiten seien aber nur in der Akutmedizin aufgebaut worden. Es gelte jedoch: „Geheilt ist nicht gesund“, denn die Krebsbehandlung verursache auch Schädigungen. Hier brauche es Therapieangebote, von der Diätologie über die professionalisierte Pflege bis zur psychischen Betreuung. Kaufmanns Aufruf: „Wir brauchen dezentrale Nachsorgemodelle, die lebensnah sind.“

Die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) plant für ihr Bundesland Versorgungszentren wie für andere chronische Erkrankungen, etwa Diabetes. Thomas Winder aus dem Landeskrankenhaus Feldkirch plädierte hier für bessere Koordination unter Hereinnahme des niedergelassenen Bereichs. Die Schnittstellen der Kommunikation seien hier wichtig. Derzeit gebe es da noch Brüche.

Die Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, versprach hier Verbesserungen. Beim Lückenschluss bei der Verfügbarkeit von Labordaten in der elektronischen Gesundheitsakte ELGA könnte es in den nächsten Monaten Verbesserungen zu berichten geben. Grundsätzlich sei dies auch für Radiologiebefunde am Laufen und auch finanziert, sie bat aber noch um Geduld.

Tumor
In Österreich hinken die Strukturen zur Nachsorge bei Krebserkrankungen noch nach.
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