Spitäler

Überfüllte Ambulanzen und lange OP-Wartezeiten in Salzburg

Der Personalmangel in der Pflege macht auch vor den Salzburger Spitälern nicht halt. Einer Erhebung in den Fondskrankenhäusern zufolge waren zuletzt 235 Stellen von 3.740 Pflegekräften (Vollzeitäquivalente) unbesetzt. Das entspreche etwa sechs Prozent, hieß es am Dienstag von Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) gegenüber der APA. In den Salzburger Landeskliniken waren zuletzt 170 der 1.706 Betten nicht belegbar - was zu Einschränkungen im Operationsbetrieb führt.

red/Agenturen

Eine Zahl der in allen Fondsspitälern gesperrten Betten lag zunächst nicht vor. „Sämtliche Notfall-Eingriffe können jedoch ohne Einschränkung durchgeführt werden“, versicherte Gutschi. In den Notaufnahmen für Erwachsene und Kinder seien derzeit die üblichen Krankheitsbilder zu verzeichnen: Infekte, Luftnot, akutes Koronarsyndrom, Bauchschmerzen, Dekompensation - und viele Fälle mit sozialer Indikation, also Patientinnen und Patienten, die zuhause nicht ausreichend versorgt werden können. Die aktuelle Variante von Covid-19 sei hingegen kein Thema in der ambulanten oder stationären Versorgung. Die Krankenhäuser rechnen damit, dass sich mit dem Beginn der kalten Jahreszeit die Zahlen der Infektionserkrankungen wie jedes Jahr wieder erhöhen werden.

Angesichts der älter werdenden Bevölkerung mit multiplen Krankheitsbildern, die in den Spitälern versorgt werden müssen, sei es dringend erforderlich, die vom Gesundheitsminister angekündigte Gesundheitsreform auch auf den Boden zu bringen - beispielsweise mit einer Stärkung der niedergelassenen Versorgung und Maßnahmen, die die Patienten wieder besser durch das Gesundheitssystem leiten, teilte die Gesundheitslandesrätin mit. Stichwort: „Best Point of Service„. Zudem sei es zentral, den Bereich der Prävention deutlich auszubauen, damit die Bevölkerung möglichst lange in Gesundheit alt werden kann. Neben den vielen Maßnahmen, die auf Landesebene bereits umgesetzt wurden, um dem Pflegepersonalmangel entgegen zu wirken, brauche es auch qualifizierten Zuzug, betonte Gutschi. So soll eine zentrale Anlaufstelle für im Ausland erworbene Qualifikationen implementiert werden.

Frust bei Mitarbeitern mittlerweile sehr hoch

„Wir haben extreme Wartezeiten für Routineeingriffe und völlig überfüllte Ambulanzen, weil wir auch zu wenige Ärztinnen haben“, sagte Markus Pitterka, der Zentralbetriebsratsvorsitzende der Salzburger Landeskliniken, zur APA. Im Uniklinikum - das sind das Landeskrankenhaus Salzburg und die Christian-Doppler-Klinik - würden derzeit 40 Arztstellen und über 130 Pflegestellen (jeweils Vollzeitäquivalente) nicht besetzt sein. „Und wir haben zunehmende Rekrutierungsprobleme beim Verwaltungs- und Betriebspersonal„.

Die Situation sei seit Jahresbeginn bei kleineren Schwankungen de facto unverändert. Sie bedeute für die Patientinnen und Patienten mitunter lange Wartezeiten. Auf der Orthopädie im Uniklinikum lagen diese vor nicht allzulanger Zeit im Schnitt noch bei über einem halben Jahr. „Gerade jetzt nach Ende der Urlaubszeit arbeiten die Leute bis zum Anschlag - und die Situation wird sich eher noch zuspitzen“, sagte Pitterka. Patienten müssten in Ambulanzen teilweise sechs bis sieben Stunden warten, bis sie drankommen. „Dafür können wir als Unternehmen nichts. Aufgrund der Größe des Einzugsbereichs rennen uns die Leute aber die Türen ein. Weil es zu wenig Versorgung im niedergelassenen Bereich rundherum gibt.„

Der Frust bei den Mitarbeitern sei mittlerweile sehr hoch. So seien etwa beim Pflegebonus viele Mitarbeiter ausgegrenzt worden, weil sie nicht nach dem Pflegegesetz, sondern nach dem Assistenzberufegesetz arbeiten würden. „Das betrifft auch Physiotherapeuten, Radiotechnologen und Ärzte. Der Stimmung war das nicht förderlich.“ Auch für Pitterka ist es Ziel, mehr junge Menschen für medizinische Berufe zu interessieren. „Es braucht besonders in der Pflege mehr Ausbildungsplätze und bessere Ausbildungsbedingungen - auch monetär.“ Die Politik sei gefordert, hier rasch Entscheidungen zu treffen und nicht jeden Cent fünfmal umzudrehen. „Die Tätigkeit am Patienten sollte zudem als Schwerarbeit gelten - das ist eine gewerkschaftliche Forderung seit Jahren.„

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