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Zum Tod von Franz Bittner

Wiener Ärztekammer betrauert „Gewerkschafter mit Handschlagqualität"

Der ehemalige sozialdemokratische Gewerkschafter und Gesundheitsfunktionär Franz Bittner ist tot. Er starb wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag nach kurzer, schwerer Krankheit.Mit Bittner sei ein Gewerkschafter und Gesundheitsfunktionär gegangen, der sich immer „mit ganzem Herzen dem Einsatz für die Patientinnen und Patienten verschrieben hat“, betrauert Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart.

red/Agenturen

Bittner war als Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Vorsitzender der Gewerkschaft Druck Journalismus Papier ein Musterbeispiel der gelebten Sozialpartnerschaft – im doppelten Sinne: Als Gewerkschafter in der Sozialversicherung und als Kassenobmann partnerschaftlich mit der Ärzteschaft. Dabei sei er stets als „harter, aber sehr fairer Verhandlungspartner“ aufgetreten, betont Steinhart. 

Maßgeblich: Einführung der E-Card

Die Patientenversorgung war zeitlebens sein größtes Anliegen. Steinhart: „Er hat sich den Versicherten und Patient:innen gegenüber persönlich verpflichtet gesehen.“ So habe er als WGKK-Obmann auch nicht davor zurückgeschreckt, deutliche Forderungen an die Regierung zu adressieren, wenn es darum ging, mehr Geld in das Gesundheitssystem zu investieren. Zu seinen größten Errungenschaften zählen beispielsweise die im österreichweiten Vergleich hohe Anzahl an niedergelassenen (Fach-)Ärztinnen und -ärzten in Wien, die „Psychotherapie auf Krankenschein“, die Abschaffung der Ambulanzgebühr und das erfolgreiche Auflehnen gegen die geplante Abschaffung der Pflichtversicherung. Auch die Einführung der E-Card trieb Bittner maßgeblich voran. „Die Wienerinnen und Wiener haben Franz Bittner wirklich viel zu verdanken“, würdigt Steinhart. 

Nach seinem Ausscheiden aus der Sozialversicherung kümmerte sich Bittner zehn Jahre lang als Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien um die gesundheitlichen und sozialen Sorgen der Wiener:innen. „Er hat hunderten Patient:innen geholfen, weil ihm die Menschen an sich wichtig waren“, sagt Thomas Holzgruber, der Bittner erst im Frühjahr in dieser Funktion nachgefolgt ist. „Als diesen engagierten Menschen, großen Gewerkschafter und in höchstem Maße sozialorientierten Gesundheitspolitiker werden wir Franz Bittner immer in Erinnerung behalten“, so Holzgruber weiter. Die Ärztekammer für Wien spricht den Hinterbliebenen ihr herzliches Beileid aus.

Betroffene Reaktionen

Betroffen zeigte sich auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Für den Verstorbenen sei in dessen verschiedenen Funktionen immer die Lösungsorientierung im Vordergrund gestanden, schrieb er. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber würdigte Bittner als „einen Menschen mit einem großen Herz, der Konsequenz auch immer mit dem nötigen Maß an Kompromissbereitschaft verbunden hat“.

Patientenombudsmann Franz Bittner
Nach seinem Ausscheiden aus der Sozialversicherung fungierte Franz Bittner zehn Jahre lang als Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien.
Wiener Ärztekammer_Stefan Seelig