Die Regelung werde Kinder betreffen, „die an einer so schweren Krankheit oder Störung leiden, dass der Tod unvermeidlich und in absehbarer Zeit zu erwarten ist“, erklärte der niederländische Gesundheitsminister Ernst Kuipers. Sterbehilfe werde dann ermöglicht, „wenn es die einzige vernünftige Alternative für einen Arzt ist, das verzweifelte und unerträgliche Leiden des Kindes zu beenden“, schrieb der Minister in einem Brief an das Parlament.
Für die Neuregelung muss die Regierung die bestehenden Vorschriften ändern, ohne dass eine parlamentarische Genehmigung erforderlich ist. Die Verordnung soll nach Angaben der Regierung noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Einige Jahre nach ihrem Inkrafttreten soll dann eine Evaluierung erfolgen.
Die Neuregelung ist nicht unumstritten. Sie wurde nach jahrelangen Debatten getroffen und stieß unter anderen bei zwei christlich geprägten Parteien innerhalb der Regierungskoalition von Ministerpräsident Mark Rutte auf Widerstand. Es sei „ein besonders komplexes Thema, das sich mit sehr belastenden Situationen" befasse, erklärte Gesundheitsminister Kuipers nun.
Regierung: Neuregelung betrifft „kleine Gruppe“ von fünf bis zehn Kindern pro Jahr
Bereits jetzt können Kinder, die älter als zwölf Jahre sind, in den Niederlanden Sterbehilfe beantragen. Bis zum Alter von 16 Jahren ist dafür die Zustimmung der Eltern erforderlich. Sterbehilfe ist in den Niederlanden auch für Babys unter einem Jahr legal - ebenfalls mit Zustimmung der Eltern.
Mit den Änderungen für Kinder zwischen einem und zwölf Jahren ziehen die Niederlande nun mit Belgien gleich: Das Nachbarland verabschiedete 2014 als weltweit erstes Land ein Gesetz, das Sterbehilfe bei Kleinkindern erlaubt - allerdings nur mit Zustimmung des Kindes. Beide Länder waren die ersten Länder der Welt, die 2002 die Sterbehilfe legalisierten.