| Aktualisiert:
24 Millionen für klinische Forschung

Herz, Hirn und Leber im Fokus

Teams aus Wien und Innsbruck können ihre medizinische Forschung im Rahmen des neuen Förderprogramms „Klinische Forschungsgruppen“ (KFG) der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) vorantreiben. Den aus 44 Einreichungen ausgewählten 3 Gruppen stehen dafür insgesamt 24 Millionen Euro zur Verfügung. Inhaltlich wird es um Herzmonitoring mittels Smartphone, die Frühbehandlung von Pfortaderhochdruck und Hirntumor-Therapien gehen, wie es am Mittwochabend bei der Projektvorstellung hieß.

red/Agenturen

Für die Auswahl der auf bis zu acht Jahre ausgelegten hochdotierten Förderungen zeichnete eine international besetzte Expertenkommission verantwortlich. Das KFG-Programm ist Teil der seit wenigen Jahren vorangetriebenen Fokussierung der LBG auf den Bereich der medizinischen Forschung: Eine „grundlegende und positive Umstellung“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Mit den erstmals ausgeschriebenen Klinischen Forschungsgruppen gehe man „neue Wege in der Forschungsförderung“.

Auch LBG-Präsidentin Freyja-Maria Smolle-Jüttner betonte, dass man hier eine „Lücke in Österreich“ fülle. Denn wecken Ideen aus der medizinischen Forschung über kurz oder lang nicht die Aufmerksamkeit großer Unternehmen, dann wird es sehr schwer für Wissenschafter, den teuren und aufwendigen Weg in Richtung klinische Anwendung zu gehen. Mit dem „Austrian Digital Heart Program“ ist nun eine der erfolgreichen Gruppen an der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Universität Innsbruck angesiedelt. Die beiden weiteren Verbünde namens „MOTION“ und „ATTRACT“ nehmen ihre Arbeit an der Medizinischen Universität Wien auf.

Innovative medizinische Forschung mit hochdotierten KFG-Programmen gefördert

Ziel des „Austrian Digital Heart Program“ unter der Leitung von Sebastian Reinstadler ist es, „eine digitale Screening- und Behandlungsstrategie für Vorhofflimmern zu entwickeln, in das österreichische Gesundheitssystem zu implementieren und dessen klinischen Nutzen zu validieren“, wie es in den Unterlagen zum Vorhaben heißt. Im Zentrum steht das frühe Erkennen und Behandeln der oft unerkannten Herzrhythmusstörung, um letztlich zum Beispiel Schlaganfälle zu verhindern. U.a. in Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) will man an Hard- und Softwarelösungen arbeiten, die es Patienten erlauben, in Kombination mit dem Smartphone Vorhofflimmern zu erkennen und die Therapie anzupassen. „Wir wollen die Menschen in ihrem eigenen digitalen Umfeld abholen“, sagte Reinstadler. Unterstützung kommt beispielsweise von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).

Mit dem Phänomen des Pfortaderhochdrucks (portale Hypertension) setzt sich das „MOTION„-Projekt unter der Leitung von Thomas Reiberger von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie in Wien auseinander. Dabei kann zu reinigendes Blut nicht im üblichen Maße in die Leber geleitet werden, was zu schweren Komplikationen bei Patienten führen kann. Rund zwei Millionen Todesfälle jährlich werden weltweit damit in Verbindung gebracht. Die Wissenschafter wollen nun fachübergreifend neue Möglichkeiten zur Früherkennung und individuell abgestimmten Behandlung von Pfortaderhochdruck erschließen.

Der bei Erwachsenen häufigen Hirntumor-Form namens Glioblastom wollen die Forscher um Anna Sophie Berghoff „von einigen Seiten“ zu Leibe rücken. Diese „immer noch nicht verstandenen“ Tumore sind häufig gegen in Chemotherapien eingesetzt Medikamente resistent, was zu einer hohen Sterblichkeit führt. Unter Führung der Klinischen Abteilung für Onkologie der Meduni Wien untersuchen die Wissenschafter aus Graz, Innsbruck, Niederösterreich und Linz mit neuen Screening-Methoden bei direkt aus Patienten entnommenen, im Labor gezüchteten Krebszellen, auf welche Wirkstoffe diese am besten ansprechen. An der klinischen Studie werden 240 Betroffene teilnehmen. Mit dem Präzisionsmedizin-Ansatz sollen die Überlebensraten gesteigert und neue Erkenntnisse über die Erkrankung gesammelt werden, erklärte Berghoff.

Die nächste Ausschreibungsrunde der KFG wird im Herbst 2024 lanciert: https://lbg.ac.at/kfg/

TAGS:
Gehirntumor
Der bei Erwachsenen häufigen Hirntumor-Form namens Glioblastom wollen die Forscher um Anna Sophie Berghoff „von einigen Seiten“ zu Leibe rücken.
iStock stockdevil