Blutfett-Senker

Kaum mehr Verwendung für ältere Medikamente

Jahrzehntelang wurden bestimmte Medikamente, sogenannte Fibrate, zur Senkung von Blutfettwerten verwendet. Man erwartete sich von einer Reduktion der sogenannten Triglyceride und einer Erhöhung des „guten“ HDL-Cholesterins eine Prävention von akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Damit dürfte es vorbei sein, stellte jetzt ein Autorenteam aus Österreich und Norwegen im „European Heart Journal“ fest.

red/Agenturen

„Fibrate - Noch ein verlorenes Paradies in der Behandlung von Blutfettwerten“ betitelten die Vorarlberger Kardiologen Heinz Drexel und Christoph Saely (LKH Feldkirch) und der norwegische Experte Stefan Agewall (Universitätsklinik Oslo) ihren aktuellen Beitrag in dem wissenschaftlichen Magazin der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC).

Fibrate, abgeleitet von Fibrinsäure, standen ehemals ziemlich am Anfang der medikamentösen Behandlung von zu hohen Blutfettwerten. Sie fördern den Abbau des „bösen“ LDL-Cholesterins, was zumeist zur Reduktion der Konzentration dieser - die Atherosklerose fördernden - Blutfette um zehn bis 20 Prozent führt. Das „gute“ HDL-Cholesterin steigt hingegen um fünf bis zehn Prozent an. Viel stärker werden die sogenannten Triglyceride reduziert (minus 20 bis 40 Prozent).

Infarkt-Todesfälle durch Statine deutlich reduziert

Von der Kombination der LDL- und Triglycerid-Senkung mit HDL-Steigerung erwartete man sich deutlich positive Effekte in der Verhinderung von akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt). Das stellte sich aber vor allem bei der Herz-Kreislauf-Mortalität kaum ein.

Seit Mitte der 1980er-Jahre standen schließlich mit den sogenannten Statinen (HMG-CoA-Reduktase-Hemmer) viel wirksamere Medikamente zur Verfügung. Ziemlich egal, welcher Wirkstoff aus dieser Gruppe verwendet wird (z.B. Pravastatin, Simvastatin, Atorvastatin etc.), kann damit die Häufigkeit von Infarkt-Todesfällen um rund 40 Prozent, die Mortalität aus allen Ursachen um fast ein Drittel und die Rate von Herz-Kreislauf-Zwischenfällen ebenfalls statistisch signifikant reduziert werden. Das beruht offenbar vor allem auf einer starken Senkung der Konzentration von LDL-Cholesterin im Blut, eventuell auch auf einer antientzündlichen Wirkung. In jüngerer Vergangenheit wurden in diesem Bereich auch sogenannte PCSK9-Hemmer als potenziell noch wirksamere Cholesterinsenker zugelassen.

Ein neuer Fibrat-Wirkstoff - Pemafibrat - sollte eventuell zu einer besseren Wirkung als die alten Fibrate in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Doch eine große internationale Studie mit fast 10.500 Teilnehmern, Typ-2-Diabetiker, von denen zwei Drittel bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung gehabt hatten, brachte vor kurzem keinen Fortschritt. „Die Studie wurde vorzeitig beendet. (...) Nutzlosigkeit und mögliche negative Effekte mit Pemafibrat führten zu dieser Entscheidung des Daten-Sicherheits-Gremiums (...)“, schrieben Drexel und seine Co-Autoren. Im weltweit angesehenen „New England Journal of Medicine“ ist am 24. November vergangenen Jahres die Auswertung der wissenschaftlichen Untersuchung erschienen. Das Resultat: bei der Einnahme von Pemafibrat nicht weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als mit einem Placebo - dies trotz dokumentierter Triglycerid- und auch LDL-Senkung.

Ähnliches Schicksal wie andere ältere Wirkstoffe

Drexel und seine Co-Autoren stellten dazu fest: „Deshalb erscheint die Verwendung von Fibraten zur Verhinderung von atherosklerotischen Ereignissen nicht mehr gerechtfertigt.“ Nur bei einem bestimmten seltenen Syndrom mit extrem erhöhter Triglycerid-Konzentration im Blut könnte man diese Wirkstoffe weiterhin verwenden. Die Fibrate, ehemals viel verwendete Blutfettsenker, haben damit offenbar ein ähnliches Schicksal wie andere ältere Wirkstoffe in diesem Bereich: Nikotinsäure (Nicacin) oder die später entwickelten CETP-Inhibitoren. Letztere sollten durch eine starke Steigerung der Konzentration des „guten“ HDL-Cholesterins zu einem schnellen Abtransport der „bösen“ LDL-Blutfette sorgen.

Die Entwicklung solcher Medikamente durch große Pharmakonzerne, zum Beispiel bei Pfizer, wurde schließlich wegen mangelnder Effekte eingestellt. Der US-Konzern hatte rund 800 Millionen US-Dollar in das Projekt gesteckt. Es wurde abgebrochen, weil in einer Studie mit rund 15.000 Teilnehmern in der Gruppe jener Probanden, welche den CETP-Inhibitor Torcetrapib eingenommen hatten, mehr Todesfälle als in der Vergleichsgruppe (Placebo) aufgetreten waren.

Studie

 

 

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