Kalorienzähl-Apps stehen in der Kritik von Menschen mit Essstörungen als Plattform missbraucht zu werden. Die führende britische NGO gegen Essstörungen „Beat“ warnt, dass die mobilen Fitness-Apps ungesundes Essverhalten verschlimmern und die Heilung davon erschweren könnten.
Rund zehn Millionen Menschen weltweit nutzen Gewichtsmanagement-Apps, um sich Ziele zur Gewichtsabnahme zu stecken und die Aufnahme und das Verbrennen von Kalorien zu protokollieren. „Viele Menschen mit Essstörungen zählen Kalorien und verlorene Kilo bis zur Besessenheit“, sagte Tom Quinn von Beat gegenüber der „BBC“.
Die „BBC“ sah sich drei der führenden Applikationen MyFitnessPal, Lose It! und Lifesum genauer an. Dabei fand sie Inhalte von Nutzern, die Selbstverletzungen oder Strafen für Überessen zeigten, darunter etwa Inhalte, die gefährliche Zyklen aus Hunger und Überessen propagierten. Viele der benutzergenerierten Inhalte würden demnach den durch Überessen verursachten Selbsthass beschreiben. Demnach wurden etwa Ausdrücke wie „verhungert“, „Ich hasse mein Leben“, „versagen“ und „fett“ protokolliert. Wichtig sei es auch die Nutzer dazu anstoßen ihren Konsum mit einem Facharzt zu besprechen, wenn sie in der Vergangenheit eine Essstörung hatten, fordert Quinn.
Die Entwickler der Apps erklärten gegenüber der „BBC“, dass sie einen gesunden Lebensstil fördern und Maßnahmen getroffen hätten, um gefährdete Benutzer vor schädlichen Gewohnheiten zu schützen.
Das US-amerikanische Unternehmen MyFitnessPal erklärte die von der „BBC“ entdeckten Einträge sofort gelöscht zu haben und auch weiterhin alle unangemessenen Einträge aus seiner Datenbank zu entfernen. Das Unternehmen fügte hinzu, dass Benutzer, die zu wenig Kalorien aufzeichneten, ermutigt würden, ihre Ziele zu überprüfen und keinen Gratulations-Beitrag für diesen Tag erhalten würden. „Benutzer, die versuchen, sich mit einem Zielgewicht anzumelden, das einen BMI von unter 18,5 ansteuert, werden auf ein Gewichtszunahme-Ziel umgeleitet“, sagte ein Sprecher.
Lose It!, ebenfalls in den USA ansässig, sagte, dass es sechs Gruppen auf der Plattform gelöscht habe, die gegen die Richtlinien für gesunde Ernährung verstießen. Ernährungswissenschafter sehen allerdings noch Verbesserungsbedarf bei der Moderation der Inhalte.
