CARE-Bericht

Sudan: Ohnehin katastrophale humanitäre Situation verschärft sich

Im Sudan verschärft sich am sechsten Tag der bewaffneten Kämpfe die humanitäre Situation weiter. Besonders schlimm ist die Lage für die Zivilbevölkerung in der Hauptstadt Khartum und in Nyala in der Region Darfur. „Die Menschen sind seit Samstag zu Hause eingeschlossen, haben kein Essen, kein Wasser, und der Strom fällt immer wieder aus“, schildert die CARE-Regionaldirektorin für Ost- und Zentralafrika, Kate Maina-Vorley. Verwundete und Kranke könnten nicht versorgt werden.

red/Agenturen

„Khartum ist eine Geisterstadt, das Einzige, was man sieht und hört, sind Gewehrschüsse, Artilleriebeschuss und Luftangriffe“, beschreibt Maine-Vorley die Situation am Donnerstag am Telefon gegenüber der APA. Die in Kenia stationierte Regionaldirektorin ist in Kontakt mit ihren Mitarbeitern im Sudan, die ebenfalls in ihren Häusern eingeschlossen sind. Das Gesundheitssystem sei zusammengebrochen - mit katastrophalen Folgen für Tausende Menschen, sagt sie.

Das alles passiert in einem der ärmsten Länder der Welt, wo die humanitäre Situation bereits vor Ausbruch der Konflikte äußerst schwierig war. Laut der Hilfsorganisation CARE sind ohnehin 15,8 Millionen der rund 45 Millionen Einwohner des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als elf Millionen Menschen sind kaum in der Lage, ihren Mindestbedarf an Nahrung zu decken. „Das ist einer von vier Sudanesen, die hungrig ins Bett gehen“, so Maine-Vorley. Vier Millionen Kinder unter fünf Jahren sind mangelernährt. Im Land gibt es zudem bereits 3,5 Millionen Binnenvertriebene.

Der Ausbruch der Kämpfe am vergangenen Samstag sei rasch und unerwartet passiert, weshalb die Menschen nicht darauf vorbereitet gewesen seien, so Maina-Vorley. Seitdem halten die heftigen Gefechte zwischen Einheiten der Armee und der paramilitärischen Miliz RSF an. Mehrere angekündigte Waffenruhen scheiterten.

„Wir brauchen sauberes Wasser“

„Es braucht dringend ärztliche Versorgung, wir brauchen sauberes Wasser, und wir müssen die Menschen mit Essen versorgen“, sagt die CARE-Regionaldirektorin. Besonders besorgt ist die Hilfsorganisation auch über das Schicksal von Frauen und Mädchen, die in bewaffneten Konflikten besonders von Gewalt betroffen sind. Es gebe bereits Berichte von sexueller Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen.

CARE ruft daher wie zahlreiche andere Hilfsorganisationen die Konfliktparteien auf, die Kämpfe einzustellen und Zugang zur Zivilbevölkerung für humanitäre Hilfe zu garantieren. Alle Akteure müssten daran erinnert werden, dass sie nach dem internationalen Recht verpflichtet sind, die Zivilbevölkerung zu verschonen und den humanitären Helfern die Ausübung ihrer lebensrettenden Aufgaben zu ermöglichen, so Maina-Vorley. Eine 24-stündige Waffenruhe sei jedoch völlig unzureichend, um Wasser und Lebensmittel zu verteilen und die Verletzten zu versorgen, warnt sie.

Von der internationalen Gemeinschaft fordert die Hilfsorganisation auch „eine angemessene Finanzierung“ für die humanitäre Hilfe. Bereits vor Ausbruch der Kämpfe war die internationale Hilfe für den Sudan gering. Von den für die internationale humanitäre Hilfe veranschlagten 1,75 Milliarden Dollar seien bis Anfang April nur 13,5 Prozent bereitgestellt worden, so Maine-Vorley.

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Im Sudan war die humanitäre Situation bereits vor Ausbruch der Konflikte extrem schwierig.
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