Neue Plattform

Tourismus soll nachhaltiger werden

Nachhaltigkeit ist ein Zeichen der Zeit, aber ein dehnbarer Begriff, auch im Tourismus. Doch künftig wird kein Betrieb ohne Daten zu seinen Standards betreffend Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) auskommen - sei es für Gäste und Personal, die das erwarten, oder für die kreditgebenden Banken, die darauf laut EU-Vorgaben achten müssen. Die Kontrollbank stellt nun eine Plattform mit Fragebögen zur Verfügung, die als Leitfaden dienen können.

red/Agenturen

„Wenn ein Unternehmen bei uns eine Förderung beantragt, muss es sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen“, betonte der Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT), Matthias Matzer, am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) und der Gruppenleiterin Nachhaltigkeit & Projektprüfung bei der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB), Nastassja Cernko. Wirtschaftsministerium, ÖHT und Kontrollbank haben die branchenspezifischen Fragen für die Plattform namens „OeKB > ESG Data Hub“ gemeinsam ausgearbeitet. Ziel war der Versuch einer Vereinheitlichung und Transparenz, und damit auch „eine gewisse Messbarkeit und Plausibilität für Nachhaltigkeit“, so Matzer. „Auch die Banken wollen das.“

Die Benutzung der OeKB-Plattform ist kostenlos und als Orientierungshilfe in Sachen Nachhaltigkeit gedacht. „Auch Betriebe, die keinen Kredit beantragen, können diese Plattform nutzen“, strich die Tourismus-Staatssekretärin hervor. Damit könne der Status quo „sichtbar und greifbar“ gemacht werden. „Die Unternehmen sehen dabei, wo stehe ich und wie kann ich mich weiterentwickeln“, ergänzte Cernko. Ziel bei der Entwicklung der Plattform seien „einheitliche Standards für die ESG-Daten“ gewesen. „Es ist ein sehr komplexes und auch sehr dynamisches Feld“, das sich ständig weiterentwickle. Zum Teil seien das Know-how, aber auch die Ressourcen in kleinen Betrieben nicht vorhanden, um sich darum zu kümmern. Die Plattform will hier weiterhelfen.

Kernthemen zum Start sind der Ressourcenverbrauch hinsichtlich Energie und Abfall, die Mobilität etwa betreffend der Anreise der Gäste sowie die Lieferketten bezüglich Speisen, Getränke und Wäsche.

Zahlreiche Abfragen

Konkret abgefragt werden beim ESG Data Hub der Primär-Energiebedarf pro Übernachtung beziehungsweise pro Gedeck, der Gesamtenergieverbrauch der betrieblich genutzten Fläche, der Wasserverbrauch, der Abfall pro Übernachtung bzw. Gedeck, die Fluktuationsquote beim Personal, der Anteil der weiblichen Führungskräfte, die Investitionen in Beschäftigte, der Anteil der Lieferanten im Umkreis von 100 Kilometern sowie die ESG-Zertifizierung, „so eine vorhanden ist“, wie Kraus-Winkler erklärte. „Unsere Berater können sagen, wo man diese Informationen bekommt“, ergänzte der ÖHT-Geschäftsführer.

Die Daten bleiben den Angaben zufolge im Unternehmen, das selbst entscheidet, in welcher Form sie an (potenzielle) Gäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehungsweise an welche Bank sie weitergegeben werden. Nachhaltigkeit soll zunehmend in die Tat umgesetzt werden. Bis 2050 will die EU klimaneutral sein. „Investitionen sollen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten gelenkt werden“, so Cernko. „Kunden, Mitarbeiter und auch potenzielle Mitarbeiter sind immer stärker interessiert, in welchem Unternehmen sie agieren“, strich sie hervor. Weiters seien Banken verpflichtet, Nachhaltigkeitsinformationen in ihr Kreditmanagement zu integrieren. „Was wir sehen, die Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten bekommt immer mehr Bedeutung.“

„Wir haben auch einen Hebel, den sogenannten Nachhaltigkeitsbonus“, sagte ÖHT-Chef Matzer. Damit werden 7 Prozent der Investitionen, die die entsprechenden Kriterien erfüllen, zusätzlich zum Kredit ausgezahlt. Gedeckelt ist der Bonus mit 350.000 Euro, also einem 5-Millionen-Kredit. Bei höheren Krediten greifen die 7 Prozent nicht mehr.

Für die Tourismus-Staatssekretärin war die heutige Pressekonferenz zugleich der „Startschuss“ für ihre zweieinhalb Wochen lange Nachhaltigkeitstour durch ganz Österreich, beginnend mit Wien, Linz und Niederösterreich. Dabei sollen „Benchmark-Betriebe vor den Vorhang geholt werden“. Es gibt aber auch schon ganze Regionen, die nachvollziehbar nachhaltig agieren - so etwa Wagrain-Kleinarl und Seefeld.

Infos.