Vorsorgeuntersuchung

Ärztekammer für Wien drängt auf Reformen

Die Ärztekammer für Wien begrüßt die Pläne der Bundesregierung zur Stärkung der Gesundheitsversorgung, wie beispielsweise den Ausbau von Kassenplanstellen und einen erhöhten Fokus auf Prävention sowie auf Früherkennung, weist aber gleichzeitig daraufhin, dass umfassende Reformen der Vorsorgeuntersuchung (VU) dringend notwendig sind.  

red/Agenturen

Die VU spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und bei der frühzeitigen Erkennung von Erkrankungen. „Die Vorsorgeuntersuchung dient nicht nur der individuellen Gesundheitsvorsorge, sondern trägt auch zur Verhinderung der Ausbreitung von Krankheiten, zur Frühbehandlung mit besseren Heilungschancen, zur Vermeidung von Komplikationen und letztendlich zur Steigerung der Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten bei“, betont Erik Randall Huber, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte.

Aktuell übernehmen mehr als 1.000 Kassenärzt:innen in Wien, darunter Allgemeinmediziner:innen sowie Fachärzt:innen, die wichtigen VU-Aufgaben für ihre Patient:innen. Die Zahlen sprechen für sich und verdeutlichen die hohe Nachfrage und die Wichtigkeit der Vorsorgeuntersuchungen für die Wiener Bevölkerung: 2021 wurden alleine in Wien über ein Viertel aller VU-Leistungen Österreichs erbracht und 2022 mehr als 460.000 VU-Leistungen durchgeführt. „Hinzu kommen noch die Vorsorgeleistungen der Wahlärzt:innen, die bei dieser Statistik noch gar nicht berücksichtigt sind“, so Huber.   

Trotz des immensen Stellenwerts der Vorsorgeuntersuchung für die Gesundheitsvorsorge besteht ein dringender Handlungsbedarf in Sachen Reformen. „Die Honorare für die Vorsorgeuntersuchungen wurden seit 2017 nicht angepasst, obwohl die Anforderungen und die Nachfrage kontinuierlich steigen, die Kosten für Personal, Material und Arbeitsleistung zunehmen und die Gesamtinflation seit der letzten Valorisierung im Jahr 2017 kumuliert bei 23,8 Prozent liegt“, betont Bonni Syeda, Sektionsobfrau der Fachärzte der Ärztekammer für Wien. Zudem sei das gegenwärtige Leistungsspektrum „total veraltet und erfordert dringend eine zeitgemäße Neuausrichtung“.  

  Die Ärztekammer für Wien schlägt daher folgende Reformmaßnahmen vor:

  • Valorisierung der VU-Tarife: Die Honorare für VU-Leistungen sollen sofort valorisiert werden, um der gestiegenen Nachfrage und den erhöhten Kosten gerecht zu werden. 
  • Kontinuierliche Valorisierung der VU-Tarife: Um die Zukunft der Honorare zu sichern, wird eine fortlaufende jährliche Valorisierung vorgeschlagen. 
  • Inhaltliche Neugestaltung der VU und Erweiterung des Leistungsspektrums: Dies beinhaltet unter anderem die Einführung erweiterter Laborparameter, wie zum Beispiel die PSA-Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs und das Blutbild bei Männern (bei Frauen in der VU bereits inkludiert), aber auch die Möglichkeit zur Vorsorgekoloskopie bereits ab dem 45. Lebensjahr. Zusätzlich sollen auch der Schilddrüsenwert „TSH“ und der Eisenstatus bei Frauen in den Erweiterungskatalog der Vorsorgeuntersuchungen aufgenommen werden. Ebenso muss ein Screening auf Langzeitzucker (HbA1c) zur Diabetes-Erkennung und die Umstellung von Hämoccult auf den modernen FIT-Test in diesen erweiterten Leistungsumfang integriert werden. Zur weiteren Verbesserung der VU regt die Wiener Ärztekammer auch die Aufnahme einer Ultraschalluntersuchung der Carotis (Halsschlagader) zur Risikoeinschätzung für Bluthochdruckbetroffene an. 

 

Zudem schlägt die Ärztekammer für Wien ein automatisches Recall-Programm vor: Dieses intelligente Erinnerungsprogramm soll die regelmäßige Teilnahme an der Vorsorgeuntersuchung fördern, indem Patient:innen nach einem Jahr an die bevorstehende Untersuchung vorausschauend erinnert werden. Parallel dazu sollen Anreizprogramme zur Steigerung der Teilnahme geschaffen werden - wie zum Beispiel die Erlassung der halben Rezeptgebühr für ein Jahr. Weitere Überlegungen gibt es zudem, dass urologische, augenärztliche und dermatologische Vorsorgeuntersuchungen eingeführt werden sollen, um die Gesundheitsvorsorge stetig zu erweitern und individuell anzupassen. 

„Eine moderne und bedarfsgerechte Vorsorgeuntersuchung ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit unserer Bevölkerung. Wir setzen uns mit Nachdruck für eine Reform der VU ein, um den aktuellen medizinischen Standards gerecht zu werden und die bestmögliche Gesundheitsversorgung für alle in Wien lebenden Menschen sicherzustellen“, betont Erik Randall Huber abschließend.