Kollektivvertragsverhandlungen

Arbeitgeberverband sieht Forderungen als „sicher nicht realisierbar"

Die Verhandlungspartner im privaten Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich haben nach der ersten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen vom Dienstag ihre Standpunkte untermauert. Die Gewerkschaften GPA und vida hatten bereits am Dienstag von einem „zu geringen Arbeitgeber-Angebot“ (8,8 Prozent Plus) gesprochen und neuerlich 15 Prozent mehr verlangt. Der Arbeitgeber-Verband SWÖ bezeichnete dies am Mittwoch einmal mehr als „sicher nicht realisierbare“ Forderungen.

red/Agenturen

Die Gewerkschaften erklärten nach der ersten Runde, dass sie bei ihren Forderungen nach 15 Prozent mehr bei Löhnen und Gehältern bleiben. Mindestens solle es 400 Euro mehr geben, teilten sie in einer gemeinsamen Presseaussendung mit.

Seitens des Arbeitgeberverbandes der österreichischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen (Sozialwirtschaft Österreich - SWÖ) gab es am Mittwoch in einer Pressekonferenz eine neuerliche Absage: „Die derzeitige Inflation von 8,8 Prozent abzugelten ist eine Sache, zu der sich die Arbeitgeber grundsätzlich bekennen, aber die geforderte Gehaltserhöhung plus die vielen zusätzlichen materiellen Forderungen sind etwas, was sicher nicht realisierbar ist“, erklärte SWÖ-Geschäftsführer Walter Marschitz.

Die geforderte Lohn- und Gehaltserhöhung um 15 Prozent ist aus Sicht der Arbeitgeber nicht realistisch, da dies für die mehrheitlich gemeinnützigen Arbeitgeber in der Sozialwirtschaft nicht finanzierbar sei. Auch gebe es seitens der Fördergeber keine Signale, viel mehr als die Inflation abzugelten, so Marschitz.

„Attraktivität der Branche hochhalten“

SWÖ-Vorsitzender Erich Fenninger ergänzte, das bereits zu Verhandlungsbeginn abgegebene grundsätzliche Bekenntnis der Arbeitgeber, die Inflation abzugelten, sei im Branchenvergleich ein „großes Entgegenkommen“. „Wenn man vergleichsweise das Erstangebot der Arbeitgeber im Metall-Kollektivvertrag berücksichtigt, das lediglich 2,5 Prozent Lohnerhöhung beinhaltet hat, dann ist hier doch ein deutlicher Unterschied erkennbar.“

Hauptziel sei für die Arbeitgeber, dass man zu einem Abschluss kommt, der die Attraktivität der Branche hochhält und die Versorgung im Sozial- und Gesundheitsbereich in Österreich nicht gefährdet, hieß es seitens der SWÖ.

Der zweite Verhandlungstermin ist für den 15. November angesetzt, der dritte für den 27. November. Die Gewerkschaften wollen bis zur nächsten Verhandlungsrunde Rückmeldungen in den Betrieben sammeln. Schon jetzt sei allerdings klar, dass die Stimmung aufgeheizt sei, hieß es am Vortag. Vom Kollektivvertrag sind rund 130.000 Beschäftigte erfasst, der SWÖ-Mindestlohn beträgt derzeit 1.893,20 Euro.

 

v.li.: Walter Marschitz, Erich Fenninger, Marion Ondricek
Der Arbeitgeberverbandes der österreichischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen (SWÖ) warnt vor unrealistischen Forderungen: v.li. Geschäftsführer Walter Marschitz, Vorsitzender Erich Fenninger und stv. Vorsitzende Marion Ondricek.
Dagmar Schneider