Aufnahmetest: Tiroler Vizerektor wäre glücklich mit „Mediziner-Quote“

In Innsbruck haben Freitagfrüh in der Messehalle die Aufnahmetests für angehende Medizinstudenten begonnen. Insgesamt hatten sich 3.200 Personen für das Aufnahmeverfahren angemeldet, 410 Studienplätze waren zu vergeben. Der Med-Uni-Vizerektor für Lehre und Studierendenangelegenheiten, Wolfgang Prodinger, sprach sich vor Beginn des Tests bei einem Pressegespräch in der aktuellen Debatte rund um deutsche „Numerus-Clausus-Flüchtlinge“ für eine „Mediziner-Quote“ aus. 

red/Agenturen

Zugleich gab er sich aber skeptisch, dass solche „Änderungen schnell zu erwarten sind.“ Letzten Endes bleibe es außerdem „eine politische Entscheidung„. „Ich wäre aber glücklich, wenn eine solche Quote kommen würde, denn dann hätten wir mehr österreichische Absolventen„, so der Vizerektor. Zugleich aber verteidigte Prodinger die Medizin-Studenten aus Deutschland: „Diese haben Österreich auch gut getan.“

Lange Schlange vor Messehalle

Ins Spiel gebracht hatte eine solche Quote die Niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die dafür eintrat, den „Numerus-Clausus-Flüchtlingen“ einen Riegel vorzuschieben. Unterstützung bekam sie durch ein Gutachten des Innsbrucker Europarechtsexperten Walter Obwexer, der der Auffassung war, dass Österreich die Zulassungsbeschränkungen des jeweiligen Heimatlandes für ausländische Medizinstudenten anwenden dürfe. Anderer Meinung war wiederum wenig später Europarechts-Kollege Peter Hilpold im APA-Gespräch. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) war hingegen in dieser Frage noch vorsichtig geblieben. Man prüfe den Mikl-Leitner-Vorstoß gerade „sehr intensiv„. Polaschek setzte eine eigene Arbeitsgruppe mit Experten aus Europa- und Verfassungsrecht ein, inwieweit man auf Basis der Expertise an die EU-Kommission herantreten sollte.

Bereits vor 8.00 Uhr hatten sich vor der Messehalle lange Schlangen gebildet. Wenig später füllte sich die große Messehalle zunehmend, die Anspannung war groß. Um 9.00 Uhr griffen die potenziell angehenden Studierenden dann zu ihren Stiften und stellten sich dem Aufnahmeverfahren. 1.414 davon waren Bewerberinnen und Bewerber der sogenannten „ÖsterreicherInnen-Quote“, also Personen mit österreichischem Maturazeugnis. Der Großteil der restlichen Studienplatz-Bewerbungen aus EU-Ländern - insgesamt 1.448 Bewerbungen - entfällt auch 2023 auf deutsche Studienwerber: In diesem Jahr waren es 1.333 Personen, 2022 noch 1.485.

15.400 Personen und damit etwas weniger als im Vorjahr dürfen sich am Freitag österreichweit dem Aufnahmetest für das Medizinstudium stellen. Zu vergeben sind an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der Uni Linz wieder 1.850 Studienplätze. Neu sind diesmal zusätzliche Fragen im Testteil zu den emotional-sozialen Kompetenzen - die (inklusive Mittagspause) rund achtstündige schriftliche Prüfung wurde damit leicht verlängert.

In Wien kommen zehn Bewerbungen auf einen Studienplatz, in Innsbruck acht, in Graz sowie in Linz je sieben. In der Humanmedizin gehen mindestens 95 Prozent der Studienplätze an allen Unis an Kandidaten aus der EU und mindestens 75 Prozent an Studienwerber mit österreichischem Maturazeugnis. In der Zahnmedizin werden die Plätze unabhängig von der Nationalität an die Bewerber mit dem besten Testergebnis vergeben.