Tiroler Landtag

Debatte über Zukunft des Gesundheitsbereichs

Die Gesundheitspolitik ist am Donnerstag einmal mehr im Zentrum einer Debatte im Tiroler Landtag gestanden. Diagnosen und Symptombeschreibungen von Ärzt:innenmangel und Lücken in der Pflege, Zweiklassenmedizin und Standortbedingungen gab es in der „Aktuellen Stunde“ seitens Regierung und Opposition genug. Einigkeit herrschte schließlich weitgehend darin, dass man stärker in den Bereich der Gesundheitsprävention investieren müsse.

red/Agenturen

Nachdem es teils harsche Kritik seitens der Opposition an der Landesregierung gehagelt hatte, rückte Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) zur Verteidigung aus: „Mit diesen Aussagen verunsichern Sie die Menschen umso mehr. Ich stelle mich aber nicht hierher und sage, dass alles gut ist“.

Laut Hagele sind derzeit 222 Betten gesperrt, ein Anteil von 7,5 Prozent aller Betten in Tirol. Um mehr Menschen in Gesundheitsberufe zu bringen, werde derzeit eine „Personalbedarfsanalyse“ durchgeführt, um anschließend „maßgeschneiderte Ausbildungsplätze“ anbieten zu können. Für die Landesrätin stand jedoch außer Frage: „Wir müssen uns bemühen, die Präventionsausgaben nach oben zu bringen“.

Liste Fritz-LAbg. Andrea Haselwanter-Schneider sprach indes von Problemen, „die seit Jahren auf die lange Bank geschoben“ werden und die nicht erst seit der Corona-Pandemie bestünden. „Ab wann wird das Wegschauen unterlassene Hilfeleistung?“, fragte sie schließlich. Wenn sie Landeshauptfrau wäre und sehen würde, dass die Patientinnen und Patienten „unterversorgt“ seien, „dann muss ich das Heft des Handelns in die Hand nehmen“ und nicht immer nur „finanzielle Löcher“ stopfen. Fachärzte seien schließlich Mangelware und „mittlerweile verlassen Spitzenmediziner den Standort Tirol“.

„Mär“ von zuwenigen Ärzt:innen

FPÖ-LAbg. Patrick Haslwanter sprach sich für „mehr Ausbildungsplätze und mehr Lehrpraxen“ aus. Insgesamt stehe in Tirol der stationäre Bereich „noch am besten da“, sagte er. Doch auch hier gebe es Probleme: „Chronischer Personalmangel, Gangbetten, Medikamentenengpässe“. Die Politik müsse „wesentlich mehr im Bereich Prävention tun“, etwa betreffend Bewegung, Ernährung und psychischen Belastungen - vor allem für junge Menschen.

„Es ist eine absolute Mär in diesem Haus, dass wir heute zu wenig Ärzt:innen haben“, war NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer dagegen überzeugt. Im Jahr 1990 habe man „halb so wenig Ärzt:innen gehabt“, heute würden so viele Menschen Medizin studieren wie nie zuvor. „Aber das Problem ist, dass wir das Studium finanzieren und die Absolventen dann in die Schweiz gehen und dort Privatarzt werden“, meinte er. Daher sei er für „nachgelagerte Studiengebühren“. Das Studium soll nur dann kostenlos sein, wenn man zehn Jahre als Kassenarzt in Tirol arbeite.

„Ohne Reformen wird es nicht gehen“

Damit zeigte sich die SPÖ indes gar nicht einverstanden. Klubobfrau Elisabeth Fleischanderl meinte, dass es im Tiroler Landtag wohl eine Mehrheit für ein solidarisches, öffentlich finanziertes Gesundheitssystem gebe. Aber sie räumte auch „Problemfelder und Verbesserungspotenziale in einigen Bereichen“ ein. „Ohne Reformen wird es nicht gehen“, es sei das „Credo der Landesregierung“, das System zu erhalten und auszubauen - vor allem im ländlichen Raum. Sie merkte indes an, dass vieles von Bund und Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) abhänge, „das heißt aber nicht, dass sich das Land nicht seiner Verantwortung stellen muss“. Oftmals sehe sie nämlich schon ein „Zweiklassensystem“ vorherrschen.

„Das System ist sehr gut bei der Behandlung akuter Erkrankungen, aber unser System ist schlecht bei der Behandlung und Betreuung von Menschen mit chronischen Erkrankungen“, gab die grüne LAbg. Petra Wohlfahrtstätter zu bedenken. Sie sprach sich für „Gesundheitsförderung im Alltag“ und „multiprofessionelle Zusammenarbeit“ aus. Sie hoffe, dass mit den Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern nun „notwendige Strukturveränderungen“ einhergehen.

 

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