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Erster Weltgipfel zur traditionellen Medizin

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet ihren ersten internationalen Gipfel zur traditionellen Medizin aus. Ziel sei es, auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Standards für die uralten Behandlungsmethoden zu entwickeln, auf die sich Millionen von Menschen weltweit stützen, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag zur Eröffnung des zweitägigen Treffens im indischen Gandhinagar. Traditionelle Medizin könne „Lücken beim Zugang“ zur Gesundheitsversorgung schließen, aber nur, wenn sie „effektiv und sicher“ sei.

red/Agenturen

„Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass traditionelle Medizin im wahren Leben sehr weit verbreitet ist“, sagte der Vorsitzende des WHO-Wissenschaftsrats, Harold Varmus, in einer Videobotschaft. Deshalb sei es wichtig, die Inhaltsstoffe traditioneller Arzneimittel zu kennen und zu verstehen, „warum sie in manchen Fällen wirken“.

Gleichzeitig forderte der US-Nobelpreisträger: „Vor allem aber müssen wir herausfinden, welche nicht wirken.“ WHO-Forschungsleiter John Reeder erklärte, die Weiterentwicklung der traditionellen Medizin müsse „denselben strengen Standards“ unterliegen wie in den anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung.

Von den 194 WHO-Mitgliedsländern haben 170 seit 2018 die Verwendung traditioneller oder komplementärer Medizin gemeldet. Allerdings haben nur 124 Staaten Gesetze oder Vorschriften zur Verwendung pflanzlicher Arzneimittel erlassen.

 40 Prozent der zugelassenen Arzneimittel basieren auf „Naturprodukten“

Die WHO definiert traditionelle Medizin als „das Wissen, die Fertigkeiten und Methoden“, die von verschiedenen Kulturen „im Laufe der Zeit zur Behandlung und Vorbeugung von körperlichen und geistigen Krankheiten“ entwickelt wurden. Diese basierten auf „Erfahrungen, Theorien und Überzeugungen“ der jeweiligen Kulturen.

Die traditionelle Medizin hat weltweit viele Anhänger - aber auch Kritiker. Diese werfen ihr mangelnde wissenschaftliche Glaubwürdigkeit sowie fehlende Beweise für ihre Wirksamkeit vor. Tierschützer weisen darauf hin, dass die Nachfrage in der traditionellen Medizin nach tierischen Bestandteilen so groß ist, dass die Existenz bestimmter Tierarten bedroht sei.

Nach Angaben der WHO basieren 40 Prozent der zugelassenen Arzneimittel auf „Naturprodukten“. Dazu zählten „bahnbrechende Medikamente“ wie etwa Aspirin, dessen Entwicklung auf dem alten Heilmittel Weidenrinde beruht.

Der Weltgipfel zur traditionellen Medizin findet parallel zu einem Treffen der Gesundheitsminister der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) in Gandhinagar statt. Nach den Plänen der WHO soll er künftig jedes Jahr stattfinden.

 

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