Studie zeigt billige Maßnahmen gegen Feinstaub auf

Feinstaub ist weltweit einer der wichtigsten Risikofaktoren für frühzeitige Todesfälle, die durch die Vermeidung von Luftverschmutzung drastisch verringert werden könnten. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung in einer Studie in „Nature Communications“.

red/Agenturen

Verschmutzungspartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern in der Außenluft werden als Feinstaub oder „PM2,5“ bezeichnet. Sie sind weltweit einer der wichtigsten Risikofaktoren für frühzeitige Todesfälle und stehen zum Beispiel in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Feinstaub kann primär durch Verbrennungsprozesse wie bei Holzheizungen, Heizkraftwerken oder Müllverbrennungsanlagen entstehen.

Auch „sekundär gebildeter Feinstaub“, der durch chemische Reaktion in der Atmosphäre entsteht, verschlechtere die Luftqualität, erklärt Wilfried Winiwarter, Mitautor der Studie und leitender Wissenschafter einer Forschungsgruppe für „Pollution Management“ am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) gegenüber der APA. Die Vorläufersubstanzen des sekundär gebildeten Feinstaubs seien Ammoniak, das hauptsächlich in der Landwirtschaft ausgestoßen wird und Stickoxide, die großteils aus dem Verkehr und der Industrie stammen.

100.000 Todesfälle pro Jahr vermeidbar

Wenn man die Emission von beiden Stoffen beseitigt, könnten in Europa im Schnitt ungefähr 100.000 frühzeitige, mit Luftverschmutzung in Verbindung stehende Todesfälle pro Jahr vermieden werden, heißt es in der Studie. Dabei hat man „in Europa im Bereich der Stickoxidemissionen schon viel unternommen“, so Winiwarter. In der Landwirtschaft hingegen könne man die „billigen Maßnahmen“ noch ergreifen. Demnach seien die Stellschrauben zur Reduktion der Ammoniakemissionen fünf bis zehn Mal so kosteneffizient wie jene zur Reduktion von Stickoxiden.

„Sobald die Stickoxide reduziert sind, wird es immer wichtiger, Ammoniak zu entfernen“, meinte auch Zehui Liu, Hauptautorin der Studie und Forscherin am Laboratory for Climate and Ocean-Atmosphere Studies der Peking University, in einer Aussendung der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Boku-Klimaforscher Harald Rieder war ebenfalls beteiligt.

Die Autoren der Studie sind außerdem überzeugt, dass diese Ergebnisse zur Festlegung politischer Prioritäten beitragen könnten. „Es gibt bekannte Maßnahmen“, so Winiwarter. „Das beginnt zum Beispiel damit, dass man bei der Gülleausbringung wegkommen muss von der Prallplatte, die die Gülle weit über das Feld verstreut, zu bodennaher Ausbringung über Schläuche an die Oberfläche des Feldes.“ Auch die Abdeckung von Güllebehältern wäre eine schnelle und kostengünstige Methode zur Reduktion der Emissionen. Dass die Maßnahmen noch nicht konsequent umgesetzt werden, findet der Wissenschafter „nicht in Ordnung“.

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Studie  in „Nature Communications“

 

Feinstaub
Durch weniger Feinstaub könnten in Europa tausende frühzeitige Todesfälle verhindert werden.
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