Hitzewellen von weit größerer Intensität sind möglich

Hitzewellen in Europa könnten im schlimmsten Fall schon heute die bisherigen Rekorde um bis zu drei Grad übertreffen. Dies zeigt eine Studie von Forschenden der ETH Zürich, die am Dienstag in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Die Intensität der aktuellen Hitzewelle würde damit bei Weitem übertroffen.

red/Agenturen

Die Wissenschafter der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich haben dafür gezielt nach den Worst-Case-Szenarien gesucht, wie Studienleiter Erich Fischer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.

Das Ergebnis: Treffen bestimmte meteorologische Bedingungen aufeinander, könnte eine Hitzewelle im Großraum Paris den bisherigen Hitzerekord um zwei bis drei Grad übertreffen. Im Großraum Chicago wären sogar Hitzewellen von sechs bis sieben Grad über dem bisherigen Rekord möglich.

Es handelt sich aber „um sehr unwahrscheinliche Szenarien“

„Es geht nicht darum, Alarmismus zu betreiben. Es handelt sich um sehr unwahrscheinliche Szenarien“, betonte Fischer. Es gehe darum, eine neue Planungsgrundlage zu schaffen. „Öffentliche Behörden oder private Firmen sollten sorgfältig testen, ob unsere Gesundheitssysteme wie Altersheime und Spitäler und Infrastruktur wie Stromversorgung oder Transportsysteme auf diese Ereignisse vorbereitet sind“, so der Wissenschafter.

Motivation für die Studie war laut Fischer die Rekordhitzewelle in Kanada im Jahr 2021. In der kanadischen Ortschaft Lytton erreichten die Temperaturen Höchstwerte von 49,6 Grad Celsius - rund fünf Grad mehr als je zuvor. Die Hitzewelle führte zu zahlreichen gesundheitlichen Notfällen, Hitzetoten und Waldbränden. Sie hatte auch Auswirkungen auf die Infrastruktur, insbesondere auf die Stromversorgung, da die hohe Nachfrage nach Klimaanlagen und Kühlungssystemen zu Stromausfällen führte.

"Wir tendieren dazu, uns auf die schlimmsten Extreme einzustellen, die unsere Eltern oder Großeltern erlebt haben“, sagte Fischer. In der Folge des Klimawandels unterscheiden sich die Risiken heute laut dem Forscher jedoch von denen der Beobachtungsperiode. "Oft werden erst im Nachhinein von solchen Extremereignissen Maßnahmen ergriffen“, sagte Fischer. Das müsse sich ändern.

In der Studie argumentieren die Forscher deshalb, dass es wichtig sei, sich auf sogenannte "schwarze Schwäne“ vorzubereiten. Als schwarzer Schwan bezeichnet man an der Börse ein Ereignis, das sehr unwahrscheinlich ist, aber trotzdem eintrifft. "Wir müssen das Undenkbare denken“, sagte Fischer.

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