Im Falle der latenten Tuberkulose handelt es sich um einen symptomfreien, andauernden Zustand, in welchem das Mycobacterium tuberculosis, vom Immunsystem kontrolliert wird. Die replikative Aktivität dieses Tuberkelbazillus ist in diesem Status nicht nachweisbar. Allgemein sollten sich alle Erwachsenen und Kinder einmal einem Screening unterziehen, meinen Dr. Susan Dorman und Dr. Maunank Sha von der John Hopkins University School of Medicine in Baltimore. Dies vor allem, um das Fortschreiten einer unerkannten latenten Tuberkulose zu einer manifesten Infektion zu verhindern, Insbesondere für Menschen, die längere Zeit in Hochinzidenzgebieten verbracht oder Kontakt zu einer bereits infizierten Person gehabt haben, besteht ein sogenanntes Expositionsrisiko – vor allem, wenn der Kontakt innerhalb der vergangenen zwei Jahren stattgefunden hat. Das Progressionsrisiko hängt dabei in erster Linie vom eigenen Immunsystem ab, weshalb natürlich die Gefahr für immunschwache Menschen ungleich größer ist.
Unterschiedliche Vorgangsweisen
Abhängig vom Screening-Ergebnis empfehlen Dorman und Shah differente Vorgangsweisen. Während asymptomatische Personen ohne epidemiologische oder biologische Risikofaktoren laut den Experten im Grunde keiner weiteren Betreuung bedürfen, sollte, wenn das Screening sehr wohl ein gesteigertes Risiko freilegt, ein Test gemacht werden, wenngleich dieser den Erreger nur indirekt nachzuweisen vermag. Die beiden möglichen Verfahren basieren dabei auf einer zellvermittelten Immunantwort nach einer Stimulation mit dem sogenannten „M.-tuberculosis-Antigen“. Konkreter als der konventionelle Tuberkulin-Hauttest wird der In-vitro-Gamma-Interferon-Test, da dieser unabhängig von einer früheren BCG-Impfung zuverlässige Ergebnisse liefert und somit gemeinhin als die sinnovllere Methode gilt.
Im Falle von positiv getesteten Personen sollte umgehend nach Anzeichen für eine Tuberkulose untersucht werden. Dorman und Shah legen hier parallel zu einer körperlichen Untersuchung sowie einem Röntgen-Thorax auch einen HIV-Test nahe. Patient:innen mit gesteigertem Risiko für Entwicklung zur manifesten Erkrankung sollte eine tuberkulostatische Therapie angeboten werden, wobei hier inzwischen vor allem auf rifamycinhaltige Kombinationen zurückgegriffen wird, da sich diese im Vergleich zur Isoniazid-Monotherapie als effektiver und darüber hinaus weniger hepatotoxisch herausgestellt haben.
Auf die Leberwerte achten
Hinsichtlich der Medikation gilt es, abseits der Komorbiditäten insbesondere dem Risiko für hepatotoxische Effekte, etwa eine Lebererkrankung, regelmäßiger Alkoholgenuss oder Virushepatitis, Beachtung zu schenken. Vor diesem Hintergrund sollten monatliche Kontrollen die Therapie begleiten, um etwa Nebenwirkungen, Symptome und Adhärenz zu monitoren. Bei Anzeichen für Hepatotoxizität, Hypersensitivität oder ein erhöhtes Blutungsrisiko empfiehlt sich eine Blutuntersuchung inklusive Leberwerte.
Quellen:
- medonline.at
- Shah M, Dorman SE, N Engl J Med 2021; 385: 2271–2280; doi: 10.1056/NEJM cp2108501