Forscher:innen beweisen, dass Gewichtsreduktion Prädiabetes stoppt

Eine Gewichtsabnahme um fünf Prozent kann bei Prädiabetikern das Risiko des Ausbruchs einer Zuckerkrankheit um bis zu 73 Prozent verringern. Es kommt vor allem auf weniger Bauchfett an, haben deutsche Wissenschafter:innen nun bewiesen. In Österreich leben rund 800.000 Menschen mit Diabetes. Hinzu kommen laut Berechnungen noch rund 350.000 Personen, die eine Vorstufe der Erkrankung haben.

red/Agenturen

Bei letztgenannter Gruppe wäre es besonders wichtig, den Ausbruch der vollen Erkrankung von Anfang an zu verhindern. Andreas Birkenfeld (Universitätsklinik Tübingen) und seine Co-Autoren vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) haben vor kurzem in "Lancet Diabetes & Endocrinology“ (DOI:https://doi.org/10.1016/S2213-8587(23)00235-8) eine neue Analyse der „Prediabetes Lifestyle Intervention Study“ veröffentlicht. "Eine Typ-2-Diabetes-Erkrankung kann als Resultat einer Gewichtsreduktion (...) wieder verschwinden. In dieser Analyse haben wir versucht, diesen Mechanismus infolge einer Gewichtsreduktion bei Menschen mit Prädiabetes zu klären“, schrieben die Wissenschafter.

Rund 1.105 Personen mit Prädiabetes (Nüchternblutzucker hundert bis 125 Milligramm pro Deziliter, HbA1c-Wert als Maß für längerfristige Zuckerbeladung der roten Blutkörperchen zwischen 5,7 und 6,4 sowie erhöhte Blutzuckerwerte im Belastungstest) wurden zu wesentlichen Lebensstiländerungen mit Umstellung der Ernährung und mehr körperlicher Aktivität veranlasst. Das lief über ein Jahr hinweg.

Risiko für Ausbruch der Erkrankung um bis zu 73 Prozent verringert

Als die Wissenschafter:innen die Daten jener 298 Studienteilnehmer analysierten, die mindestens fünf Prozent ihres Körpergewichtes abgenommen hatten, zeigte sich, dass bei 43 Prozent von ihnen die Anzeichen von Prädiabetes verschwunden waren. Es war zu einer sogenannten Remission der Vorstufe der Zuckerkrankheit gekommen. Auch noch zwei Jahre nach dem Ende der wissenschaftlichen Untersuchung waren sie im Vergleich zu jenen Personen, bei denen sich dieser positive Effekt nicht eingestellt hatte, um 73 Prozent seltener an Typ-2-Diabetes erkrankt.

„Außerdem zeigten sie eine verbesserte Nierenfunktion und einen besseren Zustand ihrer Blutgefäße“, schrieben die Wissenschafter. Ein Vergleich der Studienteilnehmer, die ihr Körpergewicht um fünf Prozent reduziert hatten und keinen Prädiabetes mehr aufwiesen und jenen, die trotz Gewichtsabnahme weiterhin die Anzeichen der Vorstufe einer Zuckerkrankheit zeigten, führte zur wahrscheinlichen Ursache für den Effekt. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung in einer Aussendung: „Die Wahrscheinlichkeit einer Remission steigt den neuen Ergebnissen zufolge, wenn das Körpergewicht um fünf Prozent und der Bauchumfang um etwa vier Zentimeter bei Frauen und sieben Zentimeter bei Männern reduziert werden.“

Es geht offenbar um das „Bauchfett“. Diejenigen Probanden, die in eine Prädiabetes-Remission gekommen waren, hätten "mehr viszerales Bauchfett abgebaut. Viszerales Bauchfett liegt direkt in der Bauchhöhle und umgibt den Darm. Es kann die Insulinsensitivität beeinflussen, unter anderem durch eine Entzündungsreaktion im Fettgewebe“, so die Wissenschafter. Eine Verringerung dieses Bauchfetts sei „bei Prädiabetes offenbar von entscheidender Bedeutung“.

Erst im vergangenen Juli hat ein internationales Team von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern mit Beteiligung der Wiener Kardiologin Jolanta Siller-Matula eine Metaanalyse von wissenschaftlichen Studien mit den Daten von mehr als 40.000 Patienten mit Prädiabetes veröffentlicht. Es zeigte sich, dass Betroffene nicht nur an sich bereits ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen, sondern nach akuten Eingriffen wegen eines Herzinfarkts (Herzkatheterinterventionen, Stents) auch eine um ein Drittel höhere Mortalität aufweisen.

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