Klimawandel

Hitzesterblichkeit, Zecken und Gelsen besser überwachen

Hitze gefährdet die Gesundheit und führt durch die Klimakrise auch in Österreich vermehrt zu Todesfällen. Diese Übersterblichkeit sollte man wöchentlich regional erfassen, sagte Bernhard Benka von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). In einem jüngst publizierten Bericht zu „Klima und Gesundheit“ plädierte er mit Kollegen, auch das Stechmücken- und Zeckenmonitoring dauerhaft und bundesweit einheitlich durchzuführen, was aktuell nicht geschieht.

red/Agenturen

Mit einem deutlich aktuelleren und informativeren Hitze-Mortalitätsmonitoring (Hitze-MOMO), als derzeit in Betrieb ist, will man die Hitzegefahr deutlich machen und Maßnahmen dagegen erleichtern. Aktuell wird nur nach jeder Sommersaison rückblickend die Zahl der Hitze-Übersterblichkeit im gesamten Bundesgebiet ermittelt. So könnten etwa Spitäler, Pflegedienste und Hausärzte zeitnah über hohen Versorgungsbedarf informiert werden, wenn die Daten zur Übersterblichkeit durch Hitze in der Sommersaison wöchentlich für die verschiedenen Regionen veröffentlicht werden.

„Wir überprüfen derzeit eine für Österreich sinnvolle geografische Einteilung“, sagte Benka. Dafür böte sich die für EU-Statistiken gebräuchliche Einteilung von „Nuts3-Regionen“ an; das wären in Österreich 35 Regionen, zum Beispiel Wien, das Waldviertel, Oberkärnten, das Innviertel und Osttirol.

Nach einer Testphase in der Sommerperiode 2024, in der Hitze-assoziierte Todesfälle nach Geschlecht, Altersgruppen, Kalenderwochen und geografischer Zuordnung zahlenmäßig dargestellt werden, sollte ab 2025 ein österreichweites Überwachungsprogramm zur standardisierten und automatisierten Berichterstattung der Hitze-assoziierten Übersterblichkeit etabliert sein und öffentlich ausgewiesen werden, erklärte er.

Lyme-Borreliose und FSME könnten häufiger werden

Gegenüber anderen Ländern gebe es auch beim Stechmücken- und Zeckenmonitoring Nachholbedarf, so die Experten in dem Bericht. Sie warnten vor dem Zunehmen von Infektionskrankheiten, die von Zecken und Stechmücken übertragen werden, die früher ausschließlich in den Tropen vorkamen und durch den Klimawandel auch in Europa überleben können. Dazu zählen etwa das Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber, West-Nil-Fieber und Dengue-Fieber.

Außerdem verbreiten sich die heimischen Zecken, die vor der Klimaerwärmung vor allem im Osten Österreichs anzutreffen waren, in den höheren Lagen im Westen des Landes. Dadurch können Lyme-Borreliose und Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME) häufiger werden. „Für die Zukunft ist es deshalb unabdingbar, ein einheitliches Zecken- und Stechmücken-Monitoring in Österreich zu etablieren“, schrieben sie. Damit könne man auch neu auftretende Gattungen zeitgerecht erkennen, die bisher unbekannte Pathogene in sich tragen können, wie beispielsweise die Tropische Riesenzecke.

Benka vergleicht das derzeitige Stechmücken- und Zeckenmonitoring in Österreich mit einem Flickenteppich. „Es gibt eigentlich keine bundesweiten Bestimmungen, wer dafür verantwortlich ist“, sagte er. In den Bundesländern wurde es bisher von unterschiedlichen Institutionen mit über die Zeit variierender Intensität betrieben. Die AGES sammelte zwar die Ergebnisse aus den lokalen Monitoringprogrammen und präsentiert sie auf der Homepage, die Datenlage wäre aber nichtsdestotrotz „österreichweit sehr variabel“.

„Wichtig für öffentliche Gesundheit“

Mit zusätzlichen Fallen für Mückeneier (Ovitraps) und ausgewachsene Gelsen (Adultmückenfallen) wolle man die Lage bundesweit besser erfassen. Zusätzlich ist die AGES an einer „Mosquito Alert App“ beteiligt. „Wenn jemand eine Gelse findet und diejenige verdächtigt, etwa eine Tigermücke zu sein, kann er sie mit dem Handy fotografieren, und unsere Experten klären über die App, ob dies tatsächlich eine Tigermücke war oder nicht“, erklärte Benka.

„In ähnlicher Form wollen wir auch das Zecken Monitoring intensivieren“, so der Experte. Es wäre zum Beispiel wichtig, das Auftreten der Tropischen Riesenzecke in Österreich genau zu erfassen. In Österreich wurde sie 2018 zum ersten Mal nachgewiesen. „Die Erforschung und Beobachtung dieses Vektors ist wichtig für die öffentliche Gesundheit, da sie Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren, Coxiellen, Rickettsia aeschlimannii-Bakterien und Babesien des Pferdes übertragen kann“, heißt es in dem Bericht.

 

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