Faktencheck

Ivermectin nicht als Covid-19 Medikament empfohlen

Trotz offiziellem Ende der Covid-19 Pandemie werden scheinbar manche Kreise nicht müde, das Thema alternativer Behandlungen für das Virus zu diskutieren. Ein Bericht der Website Report 24  behauptet, dass die FDA (US Food and Drug Administration) Ivermectin als Covid-19 Medikament zugelassen hätte - was eine bedeutende inhaltliche Kehrtwende für die Organisation wäre.

red/Agenturen

Einschätzung

Die Behauptung in der Überschrift des Report 24 Artikels ist falsch, die nachfolgenden Informationen sind irreführend. Die FDA, wie viele andere Gesundheitseinrichtungen in den USA und international bereits zuvor, hat sich dezidiert gegen die Verwendung von Ivermectin als Behandlung gegen Covid-19 ausgesprochen. Bei dem Einspruchsverfahren wurde lediglich eingestanden, dass sie es Ärzt:innen nicht verbieten könne, Ivermectin als Covid-19 Medikament zu verschreiben.

Überprüfung

Gleich im ersten Absatz bei Report 24 wird die Aussage relativiert und auf einen Artikel über ein Einspruchsverfahren verwiesen, das drei Ärzt:innen gegen die FDA eingeleitet haben. Hier sagt ein Anwalt der FDA explizit, dass die FDA anerkennt, dass Ärzt:innen das Recht haben, Ivermectin gegen Covid-19 zu verschreiben. („FDA explicitly recognizes that doctors do have the authority to prescribe ivermectin to treat COVID“). Allerdings bedeutet das keine Empfehlung, sondern nur die Anerkennung der freien Wahl der Medikation durch Ärzt:innen in den USA, solange ein Präparat grundsätzlich für den menschlichen Gebrauch zugelassen ist.

FDA Stellungnahmen

Die FDA hat 2021 in einem „Consumer Update“ auf ihrer Webseite festgehalten, dass man Ivermectin nicht zur Behandlung des Coronavirus verwenden sollte. Laut ihren Fakten zu dem Thema hat die FDA „Ivermectin in der Vorbeugung oder Behandlung von Covid-19 bei Menschen oder Tieren weder autorisiert noch genehmigt“. Vielmehr sei das Präparat „für den menschlichen Gebrauch zur Behandlung von Infektionen durch manche Arten von parasitären Würmern, zur Behandlung von Kopfläusen, oder Hautproblemen wie Rosazea“ genehmigt.

Sie hält auch fest, dass große Dosen des Anti-Parasitikums gefährlich sind, und dass Menschen auf keinen Fall Medikamente nehmen sollten, die für Tiere entwickelt wurden. Letztlich weist das Update auch darauf hin, dass auch grundsätzlich für Menschen geeignete Mengen an Ivermectin gefährlich sein können. Auch sie können mit anderen Medikamenten, zum Beispiel Blutverdünnungsmittel, reagieren - mit bis zu tödlichen Folgen. Am 17. August 2023 hat die FDA erneut einen Kommentar abgegeben, diesmal auf X (vormals Twitter).

Sie wiederholte ihre Statements von 2021, allerdings mit dem Vorbehalt, dass es Ärzt:innen grundsätzlich freistehe, für Menschen zugelassene Medikamente zu verschreiben, wenn sie diese als medizinisch angemessen empfinden.

EMA

Die European Medicines Agency (EMA) rät ebenfalls vom Gebrauch von Ivermectin in der Behandlung von Covid-19 ab. Press Officer Alessandro Faia verwies auf ein EMA-Statement von 2021. Laut Faia hat sich die Situation seit der Veröffentlichung dieses Statements nicht verändert.

BASG und parlamentarische Anfragen

Österreichische Experten nehmen ebenfalls klar Stellung zu dem Thema. Roland Achatz, Pressesprecher des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), verwies sowohl auf diverse Studien zur mangelnden Wirksamkeit von Ivermectin auf den viralen Infekt sowie auf die offizielle Warnung des BASG. Weiters verwies Achatz auf zwei parlamentarische Anfragebeantwortungen, eine vom ehemaligen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, und eine vom aktuellen Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Von der BASG hieß es, man könne „nur eindringlich vor einer Anwendung von Ivermectin gegen COVID-19 warnen. Es gibt weder eine Zulassung noch einen triftigen Grund, Ivermectin bei einer COVID-19-Erkrankung oder präventiv anzuwenden. Studien, die eine angebliche Wirksamkeit belegen, haben sich bei näherer Analyse als fragwürdig, 'flawed' oder mit sonstigen deutlichen fachlichen Schwächen behaftet herausgestellt.“

Studienergebnisse mit Vorsicht zu genießen

Eine In-Vitro Studie hat zwar angedeutet, dass Ivermectin die Replikation von SARS-CoV-2 in Zellkulturen um etwa den Faktor 5,000 reduzierte. Allerdings zeigte sich laut BASG-Informationen in pharmakokinetischen Modellen, dass die Konzentrationen, die in der In-Vitro Studie verwendet wurden, in der menschlichen Lunge oder im Plasma nur schwer zu erreichen sind. Damit würde diese hemmende Konzentration von Ivermectin wohl mit klinisch sicheren Dosen nicht erreicht werden können.

Ivermectin ist also durchaus für den menschlichen Gebrauch gedacht und wurde sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Dennoch ist das Präparat laut nationalen und internationalen Experten ausdrücklich nicht für die Behandlung des Coronavirus geeignet.

 

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