Start einer Sudie

Pflaster als Fiebermesser soll Patientenbetreuung verbessern

Ein Pflaster mit Temperatursensor soll die Körpertemperaturmessung in Spitälern revolutionieren: Der smarte Patch erfasst die Temperatur mehrere Tage lang rund um die Uhr. Zugleich werden die Daten digital aufgezeichnet. So soll das Pflegepersonal entlastet und die Temperaturveränderung besser überwacht werden, hieß es am Donnerstag im Pressegespräch mit dem steirischen Jungunternehmen SteadySense. Am Grazer Uniklinikum startet dazu eine Studie an Patient:innen der Chirurgie.

red/Agenturen

Das sogenannte SteadyTemp-System ist ein nicht-invasives Messsystem für die Körpertemperatur. Es besteht aus einem medizinisch zertifizierten Hautpflaster mit integriertem Temperatursensor, das unter dem Arm am Oberkörper angebracht wird. Der Sensor misst die Temperatur und kann mithilfe einer App aktiviert, gesteuert und im kontinuierlichen Verlauf ausgelesen werden, schilderte Werner Koele, CEO von SteadySense. Der Prototyp des Chips im Patch wurde bei Infineon Graz entwickelt.

Zeitaufwendige Dokumentation

Pro Patient:in und Tag werden durchschnittlich 1,5 Mal Temperatur und Blutdruckmessungen vorgenommen, die Durchführung und Dokumentation ist aber zeitaufwendig. Durch den Einsatz des smarten Hautpflasters mit Fiebermessfunktion könnte die Arbeit pro Tag um eine Minute verkürzt werden, weil die Daten direkt ins Krankenhaussystem eingespielt und nicht manuell eingegeben werden müssen, wie betont wurde. Das klingt im ersten Moment wenig, österreichweit gesehen würden laut den Berechnungen von SteadySense mit der Zeiteinsparung durch die automatisierte Messung an die 4.300 Patienten mehr bei gleichem Personalstand versorgt werden können.

Wird rund um die Uhr gemessen, können aber auch Temperaturänderungen, Trends und Fieberspitzen für jene Zeitpunkte sichtbar werden, an denen das Pflegepersonal eigentlich nicht misst - mitten in der Nacht etwa. „In der Chirurgie könnte der Verlauf von Temperaturschwankungen erste Hinweise über eine Wundinfektion geben, dann kann man dementsprechend früher reagieren“, gab Philipp Stiegler, der Leiter der Klinischen Abteilung für Transplantationschirurgie, ein Beispiel.

Einsatz wird untersucht

Um den klinischen Mehrwert zu erheben, wird - nach dem Ende der aktuellen Pilotstudie - Ende März in der Klinische Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie eine Studie gestartet. „Wir wollen bei Patient:innen nach der Operation, die Temperaturverläufe, die konventionell und mit dem smarten Pflaster gemessen werden mit gleichzeitig erhobenen Laborparametern korrelieren, um zu sehen, ob der Einsatz tatsächlich positive Effekte bringt. In drei bis vier Monaten will man die Werte von 100 Patient:innen erheben und anschließend auswerten.

Österreichweit will das Unternehmen mit Sitz in Seiersberg bei Graz in diesem Jahr sieben weitere Pilotprojekte starten. Weitere seien auch international in Anbahnung, dabei gehe es zum anderen um die Frage, inwieweit die Temperaturmessungen mit Sensor-Patches im Bereich von Schlafstörungen oder auch Fragen zur Fertilität des Mannes eingesetzt werden können, wie Koele knapp anriss.

Bereits vor rund drei Jahren hat das Unternehmen ein Hautpflaster entwickelt und auf den Markt gebracht, das mit seiner Temperaturmessung die fruchtbaren Tage ihrer Trägerinnen erkennt: Der Temperaturanstieg zur Zyklusmitte zeigt diese an. Auch dieses Pflaster wird unter der Achsel angebracht. Das Unternehmen wurde Anfang 2016 gegründet und zählt zurzeit an die 20 Mitarbeiter:innen.

WEITERLESEN:
Smartes Pflaster
Das Pflaster mit integriertem Temperatursensor wird unter dem Arm angebracht und wird per Smartphone über eine App aktiviert.
SteadySense GmbH