Sechs-Punkte-Plan

Land Steiermark intensiviert Gewaltschutz

Dieses Jahr sind bereits zwölf Frauen von Männern in der Steiermark getötet worden. In zwei Sondersitzungen des Gewaltschutzbeirates des Landes Steiermark wurden daher weitere Maßnahmen für mehr Gewaltschutz erarbeitet. Der daraus entstandene Sechs-Punkte-Plan wurde am Donnerstag präsentiert. Die Landesrätinnen Doris Kampus (SPÖ) und Simone Schmiedtbauer (ÖVP) appellierten, sich Hilfe zu holen und seinem Umfeld zuzuhören, wenn Anzeichen für Gewalt vorhanden sind.

red/Agenturen

„Keine der zwölf Frauen hat sich im Vorfeld Hilfe gesucht“, was „schockierend“ sei, sagte Schmiedtbauer über die zwölf Tötungsdelikte in der Steiermark. Daher soll eine zentrale Notrufnummer für alle Gewaltschutzeinrichtungen eingerichtet werden. „Das Netz der Hilfe ist immer noch zu unbekannt“, erklärte Kampus. Deswegen werde es auch weitere Informationskampagnen geben, um Frauen damit zu erreichen. Ab 24. November werden beispielsweise in allen österreichischen Kinos kurze Spots gezeigt, in denen verschiedene Formen von Gewalt inklusive Hilfsangebote thematisiert werden, erklärte die Geschäftsführerin vom Verein Frauenhäuser Steiermark, Michaela Gosch. Laut Schmiedtbauer soll in Zukunft auch bei Hausärztinnen und -ärtzen informiert werden.

Daneben werde über Gewaltschutz auch bei Justiz und Polizei weiter sensibilisiert - etwa bei der Ausbildung von Rechtspraktikantinnen und Rechtspraktikanten sowie Richterinnen und Richtern - aber auch bei der Polizei. Dort seien bereits rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf speziell geschult.

Ausbau bestehender Angebote

Neben den präventiven Maßnahmen ist beim Sechs-Punkte-Plan auch der Ausbau bereits bestehender Angebote verankert. So werde eine zweite Gewaltambulanz - neben dem Standort in Graz - am LKH Leoben eingerichtet. Denn es reiche nicht, wenn Spuren von Gewalt selbst dokumentiert werden, so Kampus. Auch werde man weitere 13 Übergangswohnungen steiermarkweit einrichten. Diese dienten als „Baustein“ und Ergänzung zu Frauenhäusern und Krisenwohnungen. Eine vom Land Steiermark beauftragte wissenschaftliche Studie soll darüber hinaus mehr Informationen rund um Gewalt und Femizide liefern. Dadurch sollen weitere Präventionsmaßnahmen ableitbar werden.

„Wir brauchen mehr Informationen, was Frauen daran hindert, sich zu melden“, betonte Marina Sorgo, die Geschäftsführerin vom Gewaltschutzzentrum Steiermark. Sie verwies darauf, dass Beratungen auch anonym in Anspruch genommen werden können: „Es ist in Ordnung, einen Mann auch dann noch gerne zu haben, sich aber auch Hilfe zu holen“. Kinderschutz sei auch ein wesentlicher Präventionsfaktor, denn diese werden oft selbst im Erwachsenenalter gewalttätig, wenn sie es bei den Eltern erlebt haben, so Sorgo.

„Aber nur weil die meiste Gewalt von Männern ausgeht, heißt das nicht, dass die meisten Männer gewalttätig sind“, ergänzte Michael Kurzmann, der die Fachstelle für Burschenarbeit beim Verein für Männer- und Geschlechterthemen leitet. Gerade in Schulworkshops sehe er, dass Gewalt ein großes Thema sei, weswegen er an der Vermittlung eines gewaltfreien und gleichstellungsorientierten Männlichkeitsbildes arbeite.

Aber nicht nur bei Jugendlichen ist Gewalt ein Thema: Der Verein Männernotruf, der sich speziell Männern in Krisen widmet, bekommt mittlerweile rund 3.500 Anrufe pro Jahr. „Ich kann nur wo anrufen, wenn ich weiß, dass es eine Nummer gibt“, kommunizierte Vereinsleiter Eduard Hamedl die Dringlichkeit, auf verschiedene Gewaltschutzorganisationen aufmerksam zu machen.