Manche Experten gehen von mehreren Tausend Spritzen für den deutschen Markt aus, der Hersteller selbst macht auf Anfrage keine Angaben.
„Wir als plastische Chirurgen fürchten, dass es in einem Grauzonenmarkt unglaublich viele Anwendungen gibt“, sagte Sixtus Allert, Plastischer Chirurg und Ärztlicher Direktor des Sana Klinikums Hameln-Pyrmont, mit Blick auf „Wegovy“ und „Ozempic“. Letzteres ist ein Diabetes-Medikament, das oft in einem Atemzug mit der Adipositas-Spritze genannt wird. Beide Präparate enthalten den Wirkstoff Semaglutid, aber in unterschiedlicher Dosis.
Die Mittel werden Allert zufolge teils als einfacher Weg angepriesen, um zum Beispiel um einige wenige Kilos ohne Sport und Diät abzunehmen. „Da läuft viel über das Internet und über Kollegen, die wenig Skrupel haben und Dinge tun, die medizinisch nicht gerechtfertigt sind“, sagte der Vorstand der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC).
Semaglutid wirkt nach Angaben der europäischen Arzneimittelagentur EMA im Körper auf die gleiche Weise wie ein natürliches Hormon und scheint unter anderem den Appetit zu regulieren. Laut EMA soll „Wegovy“ in Kombination mit Ernährungsumstellung und körperlicher Aktivität verwendet werden. Die Kosten werden bisher nicht von den Krankenkassen übernommen. Der Hersteller gab den Apothekenabgabepreis einer Vier-Wochen-Ration für die höchste Dosis (2,4 mg) vor dem Marktstart Mitte Juli mit gut 300 Euro an. Es gibt einige schon bekannte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Langzeitfolgen der wöchentlichen Spritzen sind laut Fachleuten noch nicht abzuschätzen.