Ärztekammer für Niederösterreich

Warnung vor akutem Mangel an Biontech-Impfstoff

Bereits vor einigen Wochen zeigte sich, dass der Biontech/Pfizer-Impfstoff für die Corona-Schutzimpfung knapp werden könnte. „Nun spitzt sich die Lage weiter zu und wenn nicht unverzüglich reagiert wird, könnte noch vor Weihnachten der gesamte Biontech-Impfstoff aufgebraucht sein. Die Politik muss sofort handeln und gegensteuern“, warnt der Präsident der NÖ Ärztekammer, Christoph Reisner, eindringlich.

red

Reisner ergänzt weiter: „Derzeit impfen wir in Niederösterreich rund 130.000 Personen pro Woche, 90 Prozent mit Pfizer. Wenn wir dieses Tempo beibehalten, reichen die aktuellen Impfstoffzusagen gerade einmal noch für drei Wochen.“

Seit Monaten verspricht die Politik der Bevölkerung, dass man sich den Impfstoff aussuchen könne. Dies könnte sich bald ändern. Vizepräsident Gerrit Loibl sieht das vor allem hinsichtlich der Boosterimpfungen und Kinderimpfungen problematisch: „Gerade in der aktuellen Situation, wo wir alles daran setzen, die Impfquote zu erhöhen, dürfen wir impfwillige Menschen nicht zurückweisen, weil wir den gewünschten Impfstoff nicht anbieten können. Dass wir eine Auffrischungsimpfung benötigen und auch Kinder geimpft werden können, ist ja nicht erst seit kurzem bekannt. Hier hätte man bereits vor Wochen Erfahrungen aus Israel nutzen und zeitgerecht reagieren und vorsorgen müssen.“ 

Impfempfehlung für Kinder ab fünf Jahren verschärft die Situation 

Nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am Donnerstag grünes Licht für den Einsatz des COVID-19-Impfstoffs von Biontech/Pfizer bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren gegeben hat, wird die Impfung nun ebenfalls vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlen. Den Biontech-Impfstoffmangel wird das laut Meinung der Ärztekammer weiter vorantreiben, denn die Empfehlung für diese Altersgruppe gilt ausschließlich für diesen Impfstoff.

In Niederösterreich impfen seit Beginn der Impfaktion weit über 500 Ärztinnen und Ärzte in ihren Ordinationen. Die Zusammenarbeit und Koordination mit Notruf NÖ funktioniert dabei laut Kammer in der Regel sehr gut. Doch auch hier ist man von Impfstofflieferungen des Bundes abhängig und kann nur jene Impfstoffe an Ärztinnen und Ärzte verteilen, die vom Bund zugeteilt und damit vorhanden sind. „Ab Mitte Jänner werden darüber hinaus alle Impfordinationen in Niederösterreich unabhängig von Notruf NÖ nicht nur wie bisher Moderna-, sondern auch Biontech-Impfstoff im BBG-Shop (Bundesbeschaffung GmbH, Anm.d.Red.) bestellen können, um alle Patientinnen und Patienten theoretisch mit dem Impfstoff ihrer Wahl impfen zu können. Dafür werden wir ebenfalls sehr viele Biontech-Impfdosen benötigen“, ergänzt Baumgartner. 

Aufgrund der prekären Situation fordern die niederösterreichischen Ärztevertreter geschlossen von der Politik, dass entweder sofort weitere Impfdosen von Biontech/Pfizer zur Verfügung gestellt werden oder die letzten Biontech-Impfdosen ausschließlich für Kinder und junge Menschen verwendet werden dürfen. Erwachsene, für die die Vakzine von Moderna und Biontech gleich wirksam und gut geeignet sind, sollten den knappen Biontech-Impfstoff den bisher ungeschützten Kindern und Jugendlichen überlassen.