473 Neudiagnosen

Aids-Hilfe Steiermark macht auf späte Diagnose als Problem aufmerksam

Vor 40 Jahren ist der erste AIDS-Patient am LKH Graz aufgenommen worden. „So eine Diagnose war damals ein Todesurteil“, erklärte der Geschäftsführer der Aids-Hilfe Steiermark Manfred Rupp. Seither habe sich sowohl in der Prävention als auch bei den Behandlungsmöglichkeiten viel getan - dennoch gab es 2022 österreichweit 473 Neudiagnosen. Neben Schutz durch Kondom und Testen sei eine rechtzeitige Diagnose wesentlich, informierte Rupp bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

red/Agenturen

Die späte Diagnose sei das größte Problemfeld, da dadurch auch weitere Menschen infiziert werden können. Besonders betroffen seien davon Über-50-jährige, heterosexuelle, im ländlichen Gebiet lebende Menschen, erklärte die Obfrau der Aids-Hilfe Steiermark Christina Genger-Hackl anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Aus einer Befragung gehe hervor, dass sich hauptsächlich junge Menschen testen lassen.

Nach wie vor sei auch das Kondom, das vor einer HIV-Infektion schützt, wichtig, informierte der Geschäftsführer. Laut einer Befragung der Aids-Hilfe Steiermark mit rund 400 Personen verwenden etwa 90 Prozent der Jugendlichen heutzutage ein Kondom bei ihrem ersten Sexualkontakt.

Daneben habe auch die Präexpositionelle Prophylaxe (PrEP), die als Tablette eingenommen wird, eine hohe Wirksamkeit, um das HIV-Infektionsrisiko zu minimieren. Diese Methode sei vor allem für Menschen mit hohem Infektionsrisiko geeignet, erklärte Genger-Hackl. Da das Medikament rund 60 Euro im Monat kostet, fordert die Aids-Hilfe Steiermark gemeinsam mit der Österreichischen Aids-Gesellschaft und weiteren Aids-Hilfen die Kostenübernahme der PrEP durch die Sozialversicherung.

„Fast beschwerdefreies Leben“

Eine Impfung schließt Genger-Hackl derzeit aus: „Das Problem ist, dass das HI-Virus ein schlaues Virus ist“, erklärte die Oberärztin. Es verändere sich immer wieder, wodurch neue Varianten entstehen und der Impfschutz lediglich bei rund 30 Prozent liege. Dennoch ermöglichen die heutigen Therapiemöglichkeiten ein fast beschwerdefreies Leben mit durchschnittlicher Lebenserwartung.

Neben der täglichen Tabletteneinnahme wird mittlerweile auch eine alle zwei Monate verabreiche Injektion als Therapie angeboten. Dadurch sind Betroffene mit weniger Stigmatisierung konfrontiert. Durch die guten Behandlungsmöglichkeiten habe eine HIV-Infektion aber auch ihren Schrecken verloren, sagte Genger-Hackl. Problematisch sei dies, wenn Leute eine Infektion in Kauf nehmen.

42 Neudiagnosen gab es 2022 in der Steiermark - rund 1.800 Testungen führte die Aids-Hilfe Steiermark im vorigen Jahr durch. „HIV testen wir kostenlos und anonym“, betonte Rupp. Daneben werden auch Testungen von weiteren sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien angeboten - in etwa jede zweite Person macht einen Sexgesundheits-Check und lässt sich auf alle sexuell übertragbaren Krankheiten testen.

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Die späte Diagnose sei das größte Problemfeld, da dadurch auch weitere Menschen infiziert werden können.
© Helmer für Wiener Linien