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Studie

Achillessehne-OP schützt vor erneutem Riss

Die Behandlung einer Achillessehnenruptur ist ein veritables Diskursthema. Während die einen klar die Operation propagieren, tendieren andere in der Regel zur konservativen Behandlung. Eine neue Studie könnte nun alle Befürworter zufrieden mit dem Haupte nicken lassen. Ihr zufolge soll der Eingriff auf dem Operationstisch nämlich die Rate erneuter Sehnenrupturen reduzieren.  

red

Im Falle eines akuten Risses der Achillessehne scheiden sich nach wie vor die Geister. Konservativ behandeln oder doch operieren? Im Dienste von mehr Klarheit zum Erfolg und Outcome der Herangehensweisen und Optionen starteten Dr. Ståle Myhrvold vom Institute of Clincal Medicine der Universität Oslo und seine Kollegen eine randomisierte Studie. Konkret wiesen Myhrvold & Co. 526 Patient:innen mit akuter Sehnenruptur ganz nach dem Zufallsprinzip einer von insgesamt drei Behandlungen zu: einer konservativen Therapie, einer offenen OP mit primärer Sehnennaht oder einer Naht über einem minimalinvasiven Zugang.

Was alle TeilnehmerInnen bekamen war innerhalb von 72 Stunden nach dem Trauma einen Unterschenkelgips für rund zwei Wochen – und zwar bis zum Start der dynamischen Reha samt isometrischen Übungen. Die Plantarflexion, also die Beugung des Fußes im oberen Sprunggelenk in Richtung Fußsohle, wurde über die folgenden sechs Wochen sukzessive aufgehoben.

Als primärer Endpunkt der Studie wurde die Veränderung im Achilles Tendon Total Rupture Score, einem klinischen Score zur Evaluierung, nach einem Jahr definiert.  Der finale Outcome schließlich: Der wesentliche Unterschied zwischen konservativ Behandelten und Operierten äußerte sich lediglich bei einem der sekundären Endpunkte, der erneuten Ruptur der Achillessehne. Unter den „Konservativen“ kam es fast zehnmal häufiger zu einer solchen Re-Ruptur als in den beiden anderen Gruppen, während die Operierten wiederum häufiger Nervenverletzungen erlitten. Bei den konservativ Therapierten kam es lediglich in einem einzigen Fall zu einer entsprechenden Läsion.

Erstaunen bei den Kommentatoren

Die Studie löste bei Prof. Dr. Per Hölmich und Dr. Kristoffer Barfod vom Sports Orthopedic Center Kopenhagen durchaus Erstaunen aus – vor allem ob des hohen Rerupturrisikos in der Gruppe der Nicht-Operierten. Warum? Weil die dynamische Reha ja eigentlich vor eben solchen neuerlichen Rupturen schützen sollte. Das Fazit somit: Eine OP senkt das Risiko erneuter Rupturen, dynamische Rehaprotokolle tun das nicht.

Das Optimum wäre natürlich dann gegeben, ließen sich Patient:innen mit höherem Zweitrupturrisiko bereits gleich zu Beginn ausmachen. Eine größere Lücke zwischen den gerissenen Sehnen-Enden könnte hier ein Hinweis sein. Aktuell laufende Studien wollen eruieren, ob sonographische Untersuchungen wie Ultraschall unmittelbar nach dem Trauma bei der Wahl der idealen individuellen Therapie hier helfen könnten. Derzeit gilt es für ÄrztInnen und Patient:innen noch, gemeinsam das Risiko einer erneuten Verletzung gegen die Nachteile einer Operation abzuwägen.

Quelle: Medical Tribune (Dr. Elke Ruchalla)

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