Christian Doppler-Labor

Adipositas: Therapien für Folgeerkrankungen im Fokus der Forschung

Mit der steigenden Zahl an Menschen mit Adipositas und den dadurch bedingten Erkrankungen zum Beispiel der Leber wächst der Bedarf an Forschungen für die Entwicklung verbesserter Maßnahmen für die Patient:innenversorgung. Im heute an der MedUni Wien eröffneten Christian Doppler-Labor werden die physiologischen Grundlagen der Folgeerscheinungen von Fettleibigkeit untersucht. Im Fokus steht dabei der translationale Forschungsansatz mit dem Ziel, neues Wissen aus der Grundlagenforschung möglichst rasch in die klinische Anwendung einzubringen.

red

Die Forschungen am „Christian Doppler Laboratory for Immunometabolism and Systems Biology of Obesity-Related Diseases (InSpiReD)“ der MedUni Wien sollen dazu beitragen, den beständig wachsenden medizinischen Bedarf an Therapien von verschiedenen durch Fettleibigkeit ausgelösten Erkrankungen zu decken. Ihren Fokus legen die Wissenschafter:innen unter der Leitung von Omar Sharif vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien insbesondere auf die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) und ihre aggressive entzündliche Form, die nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) sowie auf Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom, HCC) als besonders aggressive Tumorerkrankung mit steigender Prävalenz.

Arbeits- und Wirtschaftsministerium fördert Kooperation

„Adipositasbedingte Krankheiten sind nicht nur eine Belastung für die betroffenen Menschen, sondern können in weiterer Folge auch zu Herausforderungen am Arbeitsmarkt führen. Die angemessene Versorgung der Patient:innen sowie die Vorbeugung sind wichtige Maßnahmen um Arbeitnehmer:innen möglichst lange und gesund im Berufsleben zu halten. Grundlagenforschung ist dafür ebenso wichtig wie die rasche Umsetzung in Therapien. Die CD-Labors bieten dafür einen idealen Rahmen, weil sie langfristige Grundlagenforschung ebenso ermöglichen wie die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen“, so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

„Unser Ziel ist es, die physiologischen Grundlagen der Folgen von Fettleibigkeit zu verstehen“, sagt der Leiter des neuen CD-Labors Omar Sharif. Dafür beschäftigt sich das wissenschaftliche Team der MedUni Wien in Kooperation mit dem Unternehmenspartner Boehringer Ingelheim unter anderem mit dem besonderen Potenzial von Makrophagen und ihrer Rolle bei der Aufnahme von absterbenden Zellen. „Die immunmetabolische Umprogrammierung dieser Immunzellen stellt eine interessante therapeutische Möglichkeit bei adipositasbedingten Entzündungskrankheiten und Krebs dar“, streicht Omar Sharif die Wichtigkeit der Forschungen am neu eröffneten CD-Labor hervor.

„In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Stoffwechsel die Funktion der Immunzellen beeinflusst und somit Immunreaktionen moduliert, die bei verschiedenen Krankheiten von Bedeutung sind. Das Verständnis der Rolle des Immunstoffwechsels vor allem bei der Entsorgung von toten Zellen hat zur Zusammenarbeit mit dem CD-Labor geführt. Unser Ziel ist es, neue therapeutische Ansatzpunkte für die Arzneimittelforschung von Boehringer Ingelheim zu identifizieren“, betont Kerstin Kitt, Director of Immune Modulation, Boehringer Ingelheim.

„Die Verbindung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung ist gelebte Praxis an der MedUni Wien. Der hohe Stellenwert dieses translationalen Ansatzes wird am nun eröffneten Christian Doppler-Labor für Immunmetabolismus und Systembiologie adipositasbedingter Erkrankungen einmal mehr sichtbar. Neu gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse werden unmittelbar für die Entwicklung innovativer Therapien herangezogen und somit dort eingesetzt, wo sie benötigt werden: bei der Behandlung von Patient:innen“, verdeutlicht Michaela Fritz, Vizerektorin für Forschung und Innovation der MedUni Wien, die Bedeutung von CD-Labors.

Hohe Relevanz des Forschungsgebiets

Die hohe Relevanz von Forschung auf dem Gebiet von Adipositas wird durch aktuelle Daten untermauert: Fettleibigkeit hat inzwischen pandemische Ausmaße angenommen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich die Zahl der Betroffenen seit den 1970er Jahren
verdreifacht. Gemäß Statistik Austria gelten derzeit allein in Österreich 17,9 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen als adipös.

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Adipositas
In Wien wurde nun das Christian Doppler-Labor für Immunmetabolismus und Systembiologie adipositasbedingter Krankheiten an der MedUni Wien eröffnet.
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