Deutscher Verband

Erdwärme könnte 40 Prozent der Wärmeversorgung sichern

Auf dem Weg Richtung Klimaneutralität bietet die Nutzung von Erdwärme nach Ansicht des deutschen Bundesverbandes Geothermie großes Potenzial. „40 Prozent der Wärmeversorgung Deutschlands könnte man aus Geothermie sicherstellen“, sagte Verbandspräsident Helge-Uve Braun am Mittwoch in Essen anlässlich eines Branchenkongresses. Derzeit liege der Anteil nur im einstelligen Prozentbereich.

red/Agenturen

„Geothermie ist als Baustein auf dem Weg zur Wärmewende unverzichtbar“, betonte er. Für die von den Kommunen aufzustellenden Wärmepläne müsse der Gesetzgeber daher Hemmnisse für eine Erdwärmenutzung aus dem Weg räumen. So müssten etwa die Genehmigungsverfahren stark beschleunigt werden. Als Beispiel nannte Braun München, wo ein einziges Verfahren derzeit acht bis zehn Jahre dauere. Braun sprach sich außerdem für eine staatlich geförderte Absicherung finanzieller Risiken bei geothermischen Projekten durch eine sogenannte Fündigkeitsversicherung aus. Die Kosten für tiefe Bohrungen in München gab er mit 15 bis 30 Millionen pro Bohrung an.

Geothermie, also Erdwärme, nennt man die unterhalb der Erdoberfläche gespeicherte Wärmeenergie. Je tiefer, desto wärmer: In Mitteleuropa nimmt die Temperatur laut Verband um etwa drei Grad pro 100 Meter Tiefe zu. Die in der Erde gespeicherte Wärme gilt als unerschöpflich. Unterschieden werden eine oberflächennahe (bis etwa 400 Meter Tiefe), eine mittlere (bis etwa 1.500 Meter Tiefe) und eine tiefe Geothermie (ab 1.500 Meter Tiefe).

Nach Angaben des Geothermie-Experten Rolf Bracke von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) in Bochum interessiert sich zunehmend auch die Industrie für geothermische Energie. Als Beispiel nannte er die chemische Industrie, die Prozessdampf bis 200 Grad benötige. Schätzungsweise könne mindestens ein Viertel des Wärmebedarfs der wärmeintensiven Unternehmen über Geothermie abgedeckt werden, so Bracke.

Pläne für eine Nutzung von Erdwärme in kommunalen Fernwärmenetzen gibt es unter anderem bei den Stadtwerken Düsseldorf. Allerdings ist laut der Leiterin Nachhaltigkeit Verena Svensson noch unklar, wieviel Wärme aus dem Untergrund gewonnen werden kann. Auch sie hofft daher auf „politische Anreizsysteme“, damit eine Bohrung vorgenommen werden kann.