Neue „Buchstaben“ für bessere CAR-T-Zellen bei Leukämie

Die sogenannte CAR-T-Zell-Therapie hat die Erfolgsraten bei Blutkrebs der B-Zellen deutlich erhöht. Gute Resultate bei Tumoren stehen noch aus. Doch zumindest bei T-Zell-Leukämien dürfte ein Wendepunkt gekommen sein. Durch ganz gezielte Veränderung eines der beiden Rezeptoren der CAR-T-Zellen per „Base-Editing“ konnten jetzt erstmals Kranke mit T-Zell-Leukämie gut behandelt werden.

red/Agenturen

Die entsprechende Studie ist vor kurzem in der weltweit angesehensten Medizin-Fachzeitschrift, im New England Journal of Medicine, erschienen. Die Zahl der Patient:innen ist allerdings mit drei Erkrankten noch extrem gering.

Die CAR-T-Zelltherapie hat zumindest bei einigen bösartigen hämatologischen Erkrankungen neue Chancen eröffnet: Patient:innen werden T-Zellen aus ihrem Blut abgenommen. Im Labor erhalten sie einen Rezeptor - zusätzlich zu jenem der T-Zellen -, welcher auf Merkmale der bösartigen Blutzellen abgestimmt ist. Diese T-Zellen werden vermehrt und dem Patienten nach einer Vorbehandlung zur Vernichtung von dessen eigenen Immunzellen wieder zurückgegeben. Durch die zusätzlichen chimären Rezeptoren sollen sie die Immunabwehr mobilisieren.

Bei B-Zell-Leukämien hat das bisher gut gewirkt. Patient:innen, für die es sonst kaum mehr Behandlungsmöglichkeiten gegeben hätte, profitierten von der aufwendigen und auch kostspieligen Behandlungsform. Auf den CAR-T-Zellen findet sich der normale T-Zell-Rezeptor und zusätzlich der Rezeptor für das Oberflächenmerkmal der B-Zellen, CD19 oder das Myelom-Merkmal BCMA. Bei T-Zell-Leukämien geht das aber nicht, weil umprogrammierte CAR-T-Zellen sofort auch aggressiv gegen die „eigenen“ T-Zellen agieren würden.

Therapieform erstmals offenbar effektiv bei akuter lymphoblastischer T-Zell-Leukämie (ALL)

Waseem Qasim (Great Ormond Street Institut für Pädiatrie/London) und seine Co-Autoren haben dieses Problem per Base-Editing, also die gezielte Veränderung der Erbsubstanz der T-Zellen, zu umgehen versucht. Zunächst einmal entfernten sie das Gen für den T-Zell-Oberflächenmarker CD7. Außerdem entfernten sie das Gen für das Zell-Oberflächenmerkmal CD52. Dadurch konnte eine Vorbehandlung mit Unterdrückung der Immunabwehr zur Sicherstellung des Erfolges der CAR-T-Zelltherapie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab starten.

Die Phase-I-Studie der Wissenschafter soll zehn Patient:innen umfassen. Im New England Journal of Medicine wurden die Resultate bei drei Patient:innen mit T-Zell-Leukämie dargestellt. Bei zwei der Erkrankten konnten die bösartigen weißen Blutkörperchen so zurückgedrängt werden, dass eine nachfolgende Stammzelltherapie möglich war. Diese Patient:innen dürften recht gute Aussichten für die Zukunft haben. Der dritte Erkrankte, ein 13-jähriger Bursch, starb. Bei ihm kam es infolge der massiven Unterdrückung des eigenen Immunsystems zu einer nicht mehr beherrschbaren Pilzinfektion.

Bei allen Probanden handelte es sich um Personen, für welche die CAR-T-Zelltherapie bei einer T-Zell-Leukämie nach mehrfachen anderen Behandlungen eine quasi letzte Chance darstellte. „Diese Zwischenergebnisse sprechen für die weitere Erforschung einer Base-Editing-T-Zelltherapie für Patient:innen mit Rückfällen von Leukämie und deuten auf mögliche Immun-bedingte Komplikationen hin“, schrieben die Wissenschafter mit Erstautor Robert Chiesa (Ormond Street Hospital for Children/London). Die Studie wird vom britischen Forschungsfonds für Medizin finanziert.