Umfrage

Mentale Gesundheit in den USA: 90 Prozent der Amerikaner sehen Krise

Die USA stecken in einer Psychokrise. Jeder Fünfte leidet unter einer psychischen Erkrankung. Die seit Jahren grassierende Opioid-Krise hält das Land in seinen Bann, die Corona-Pandemie zu einer weiteren Eskalation geführt. Das sehen auch die US-Bürger. In einer Umfrage von CNN mit dem renommierten Forschungsinstitut Kaiser Family Foundation (KFF) gaben 90 Prozent der Erwachsenen an, dass die Vereinigten Staaten eine Krise der psychischen Gesundheit erleben.

Claudia Tschabuschnig

Dabei nannten die Amerikaner die Opioid-Epidemie als das gravierendste Problem der psychischen Gesundheit. Mehr als die Hälfte der Befragten bezeichnete die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen als krisenhaft, ebenso beurteilt wurden schwere psychische Erkrankungen bei Erwachsenen.

Zugang zu psychosozialen Diensten erschwert

Fast die Hälfte der befragten Eltern (47 Prozent) gab an, dass sich die Pandemie negativ auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder ausgewirkt hat, wobei 17 Prozent sagten, dass sie sich sehr negativ ausgewirkt hat.

In der Umfrage wurden auch Hindernisse beim Zugang zu psychosozialen Diensten deutlich: Mehr als die Hälfte der Amerikaner (55 Prozent) ist der Meinung, dass die meisten Kinder und Jugendlichen in den USA nicht in der Lage sind, die Hilfe zu bekommen, die sie brauchen. Die Amerikaner sind sich weitgehend einig, dass die Kosten für die psychische Versorgung und die Unterschiede, wie Versicherungen psychische im Vergleich zu physischen Krankheiten abdecken, große Probleme darstellen. Fast zwei Drittel der Befragten sahen einen Mangel an Anbietern, die Versicherungen akzeptieren. Auch die Stigmatisierung psychischer Probleme wurde als große Herausforderung angesehen.

Abgefragt wurde auch woran sich Menschen im Krisenfall wandten. Die Umfrage erga, dass etwa einer von fünf Amerikanern den Notruf gewählt hat, weil er oder ein Angehöriger eine psychische Krise hatte. Mehr als einer von vier Befragten ist jedoch der Meinung, dass ein Anruf bei der Notrufzentrale die Situation eher verschlimmert. Pilotprogramme im ganzen Land versuchen hier entgegen zu wirken, indem sie Fachleute für psychische Gesundheit in die Notdienste einbinden, wie etwa in Durham, North Carolina. Dort verfügt das Holistic Empathetic Assistance Response Team (HEART) über einen zugelassenen Psychiater, der Anrufe direkt in der Notrufzentrale entgegennehmen und Aktionen für die Situation beschließen kann, einschließlich der Entsendung eines unbewaffneten Einsatzteams vor Ort. „Wir als Kliniker haben mehr Ausbildung im Bereich der psychischen Gesundheit und der Beurteilung von Menschen, die damit zu kämpfen haben“, sagte Jordan Hyler, ein zugelassener Kliniker für psychische Gesundheit und Mitglied von HEART.

Rund 52,9 Millionen Menschen (Quelle: Substance Abuse and Mental Health Service Administration, 2020) in den USA leiden an psychischen Erkrankungen - von Depressionen über Schizophrenie bis zu Psychosen.

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