Infektionsschutz: Nur neutralisierende Antikörper als Indiz

Für den Schutz gegen Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist nicht ausschließlich das Vorhandensein von Antikörpern entscheidend, sondern ob es sich dabei um ausreichend neutralisierende Antikörper handelt. Nur diese verhindern das Andocken des Virus an die menschlichen Zellen, zeigte ein Team der MedUni Wien in einer Übersichtsarbeit zum bisherigen Wissensstand. Dabei entdeckten sie auch eine bisher unbekannte Schwachstelle des Virus, hieß es am Montag in einer Aussendung.

red/Agenturen

Auch in einer mittlerweile endemisch gewordenen SARS-CoV-2-Lage ist weiterhin mit Mutationen des Virus und Erkrankungen durch neue Varianten zu rechnen. Zwar ist die Immunität der Bevölkerung aufgrund durchgemachter Infektionen und Impfungen vorhanden, doch andererseits erkranken immer wieder auch geimpfte und vulnerable Personen mehrfach an Covid-19, erläuterte die MedUni. In üblichen Antikörpermessungen werden die Eigenschaften der Antikörper meist nicht unterschieden, hieß es weiter.

Um die neutralisierenden Antikörper zu bestimmen, ist eine spezielle Blutuntersuchung nötig. Klassische Virusneutralisationstests können wegen des infektiösen Virus nur in wenigen hochspezialisierten Labors unter hohen Sicherheitsauflagen durchgeführt werden. Am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien wurde bereits 2020 ein einfaches Verfahren entwickelt, mit dem der Schutz vor Neuinfektionen gegen verschiedene Virusvarianten rasch untersucht werden kann. Die Analyse der neutralisierenden Antikörper könnte wertvolle Informationen liefern, um Zeitpunkt sowie Auswahl der angepassten Impfstoffe für Auffrischungsimpfungen festzustellen, erklärte das Forschungsteam um Rudolf Valenta.

In einer weiteren Studie identifizierte das Team mittels der Bestimmung neutralisierender Antikörper bei geimpften Personen eine bisher unbekannte „Achillesferse“ von SARS-CoV-2. So wurde beobachtet, dass die Fähigkeit zur Virusabwehr mit der Bindung neutralisierender Antikörper gegen ein bisher unbekanntes Epitop, also einer bestimmten Region an der Virusoberfläche, zusammenhängt. Bemerkenswert sei, dass es sich um eine Stelle des Virus handelt, die sich in den verschiedenen Virusvarianten nicht verändert hat. Dies ist relevant für die Herstellung verbesserter Impfstoffe, betonte die MedUni. Beide Erkenntnisse wurden im „International Journal of Molecular Sciences“ publiziert.