Krebserkrankungen

Neue Therapien und Heilungschancen bei Frauen mit Krebs

Das Spektrum an frauenspezifischen Krebserkrankungen ist vielfältig, das Angebot an Behandlungsmöglichkeiten, Prävention und Diagnostik verbreitert sich zunehmend. Brustkrebs (Mammakarzinom) und Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zählen zu den häufig auftretenden Tumoren, sind jedoch mittlerweile in vielen Fällen gut behandelbar, erläuterte ein Expertenpanel bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien.

red/Agenturen

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) kommt vergleichsweise selten vor, erweist sich aber oft als besonders bösartig und wird meistens erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Unabhängig von der Tumorart steigen die Chancen auf ein gutes Behandlungsergebnis nicht zuletzt dank der Entwicklung innovativer Therapien. Die Bandbreite neuer Behandlungsansätze für frauenspezifische Tumoren wächst stetig, so die Spezialisten. Damit gehe eine Verbesserung von Prognose und Lebensqualität einher.

„Komplexe Wirkmechanismen revolutionieren die Behandlung, erfordern allerdings auch mehr Zeit für Patientenaufklärung, Therapiemanagement und Dokumentation“, schilderte Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des Universitätsklinikums AKH Wien und Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“. Dieser bietet Wissensvermittlung für Betroffene, Angehörige und medizinische Berufsgruppen. Eine multi-professionelle Aufstellung inklusive „breast-care-nurses“ und Psychologen habe sich bei der Behandlung bewährt.

Brustkrebs wird heutzutage zu 95 Prozent im Frühstadium diagnostiziert

„Brustkrebs ist heute die häufigste Tumorerkrankung weltweit und hat dennoch in den letzten Jahrzehnten einiges von seinem Schrecken verloren“, erklärte Rupert Bartsch, Programmdirektor für Brustkrebs an der Universitätsklinik für Innere Medizin am AKH. Pro Jahr sind in Österreich rund 5.500 Frauen mit der Diagnose konfrontiert, dank Screening und Awareness werden 95 Prozent heute im Frühstadium diagnostiziert. Je nach Stadium und biologischem Subtyp bleiben zwischen acht und neuneinhalb von zehn Frauen - dank individuell maßgeschneiderter Behandlungskonzepte - dauerhaft gesund.

Im Zentrum steht weiterhin die operative Entfernung des Tumorgewebes. Bei metastasiertem Brustkrebs geht es um die Chronifizierung, d.h. Stabilisierung über Jahre bei möglichst guter Lebensqualität. Das Spektrum an Therapieoptionen reicht je nach Tumoreigenschaften von Chemotherapie über Antihormontherapien, monoklonalen Antikörpern und Immuntherapie bis zu zielgerichteten Therapien (z.B. CDK4/6 -Inhibitoren), Antikörper-Medikamenten-Konjugaten und PARP-Inhibitoren.

Für Eierstockkrebs hingegen gibt es nach wie vor keine effektiven Vorsorge- oder Früherkennungsprogramme. Jährlich erkranken in Österreich etwa 650 Frauen daran, rund 450 versterben. „Die Diagnose erfolgt meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium“, erläuterte Alexander Reinthaller, ehemals stellvertretender Leiter der Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität am AKH Wien. Die Standardbehandlung bestehe in einer möglichst radikalen chirurgischen Entfernung des sichtbaren Tumorgewebes mit adjuvanter oder neoadjuvanter Chemotherapie.

Vielversprechende Antikörper-Medikamenten-Konjugate

Eine weitere Therapiesäule ist die Addition eines Antikörpers (VEGF-Inhibitor Bevacizumab) gegen die Gefäßneubildung und Blutversorgung des Tumors. Einen enormen Fortschritt brachte die Einführung von PARP-Inhibitoren, die die Genreparatur von Tumorzellen verhindern. Besonders vielversprechend sind Antikörper-Medikamenten-Konjugate (ADCs), die eine Verlängerung des Gesamtüberlebens erreichen können.

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) betrifft jährlich etwa 400 Frauen. Als Prävention steht mittlerweile die Schutzimpfung gegen die Auslöser Humane Papilloma Viren (HPV) zur Verfügung. Eine HPV-Testung bei Frauen ab 30 Jahren im Drei- bis Fünf-Jahresintervall kann erheblich mehr Krebsfälle detektieren als der konventionelle PAP-Abstrich. Seit 1. Februar 2023 ist in Österreich die HPV-Impfung vom neunten bis zum vollendeten 21. Lebensjahr kostenlos erhältlich und von den Experten empfohlen. Sechs verschiedene Karzinome können verhindert werden: Kopf-Hals-, Gebärmutterhals-, Schamlippen-, Scheiden-, Penis- und Analkrebs“, erklärte Elmar Armin Joura, Leiter der Ambulanz für Cervix- und Vulvapathologie Meduni Wien.

Details unter http://www.leben-mit-krebs.at und www.cancerschool.at

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APA Science