Fake News

Wieder Aufregung um Foto eines Patienten aus Wiener Krankenhaus

Die Lage in den heimischen Krankenhäusern ist weiterhin angespannt, Personalmangel gibt es so gut wie überall. In Wien hat das nun dazu geführt, dass ein offenbar aus dem Bett gestürzter Patient auf dem Boden lag. Ein Foto, das der „Kronen Zeitung“ zugespielt wurde, sorgt für Aufregung. Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) beschwichtigte gegenüber der APA, der Patient sei selbstständig aufgestanden, gestürzt und nur zwei bis drei Minuten am Boden gelegen.

red/Agenturen

Der Bericht in der „Kronen Zeitung“ sei „schlichtweg falsch“, sagte Nina Brenner-Küng, Leiterin der Wigev-Unternehmenskommunikation, der APA. Via Aussendung verurteilte die Klinik Donaustadt den „Missbrauch der persönlichen Sphäre von Patient:innen für Boulevardberichterstattung aufs Schärfste“. Der Bericht sei nicht nur „irreführend und rufschädigend für die in der Klinik Donaustadt tätigen Pflegepersonen, sondern auch nachweislich falsch“.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatte zuvor via Aussendung eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls in der Klinik Donaustadt gefordert. Er kritisierte außerdem, dass ein Foto gemacht wurde, bevor dem Patienten geholfen wurde. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich immer zuerst um die Patientinnen und Patienten zu kümmern. Es könnte auch um Sekunden gehen. Da hat kein Ersthelfer Zeit für ein Fotoshooting zu haben. Das ist für mich inakzeptabel“, konstatierte Hacker. Er verlangte vom Führungspersonal des Krankenhauses, dem ärztlichen Direktor wie auch von der Pflegedirektorin rasch eine lückenlose Aufklärung. Entstanden ist das Foto laut „Kronen Zeitung“ in der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie. Am Sonntag sollen auf einer Station zehn Patient:innen in Gangbetten gelegen sein, heißt es in dem Bericht.

Auch Ärztin eilte zu Hilfe

„Der Patient ist lediglich zwei bis maximal drei Minuten am Boden gelegen“, sagte Brenner-Küng. Der Fall sei genau protokolliert worden. Der Mann war am Sonntag ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Er hat am Montag um 6.00 Uhr versucht, selbstständig aufzustehen und ist dann aus dem Bett gestürzt“, erläuterte die Sprecherin. Das sei sofort aufgefallen, da der Patient an einem Monitor angeschlossen war und sich außerdem eine Sitzwache in unmittelbarer Nähe befunden habe. Auch Pflegekräfte waren rasch an Ort und Stelle, um dem älteren Mann auf und ins Bett zu helfen. Er sei laut Protokoll um 6.03 Uhr wieder im Bett gelegen, sagte Brenner-Küng. Auch eine Ärztin sei innerhalb von zwei Minuten da gewesen und habe den Mann untersucht, ebenso sei eine bildgebende Untersuchung durchgeführt worden. Es wurde nach dem üblichen Prozedere ein Sturzprotokoll angefertigt. „Ihm ist beim Sturz nichts passiert“, bekräftigte die Sprecherin. „Es geht ihm gut, er kann sich nicht an den Vorfall erinnern“, sagte Brenner-Küng.

Das Foto habe vermutlich „einer unserer Mitarbeiter gemacht, es kommt nur ein kleiner Personenkreis in Frage“, sagte die Sprecherin. „Dass man ein Foto macht, bevor man hilft, ist ethisch nicht in Ordnung“, kritisierte die Wigev-Sprecherin.

„Wir haben es in der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie mit Patientinnen und Patienten zu tun, die multiple Krankheitsbilder mitbringen“, wurde Lothar Mayerhofer, Ärztlicher Direktor der Klinik Donaustadt, in der Aussendung zitiert. „Hohes Alter und damit einhergehende Demenzerkrankungen und Verwirrungszustände sind bei unseren Patientinnen und Patienten sehr häufig. Unsere Pflegeteams sind auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientinnen und Patienten vorbereitet. Es ist ein Schlag ins Gesicht eben dieser Kolleginnen und Kollegen, was der heutige Bericht in der 'Kronen Zeitung“ behauptet. Wir können durch unsere Standard-Pflegedokumentation nachweisen, dass die 'Krone'-Darstellung schlicht falsch ist.“ Der Nachtdienst sei regulär besetzt worden. Zusätzlich zu den diensthabenden Pflegepersonen waren laut der Klinik noch zwei Sitzwachen an der betreffenden Station im Dienst.

„Krone“ schädige massiv Ruf des Gesundheitsverbundes

„Die seit vielen Monaten auch in der 'Kronen Zeitung' stattfindende Berichterstattung schädigt massiv den Ruf des Wiener Gesundheitsverbundes und damit auch der gesamten Gesundheitsbranche“, hieß es in der Aussendung. „Berichte wie die aktuelle und nachweislich falsche Darstellung in der Kronenzeitung zur Abteilung für Orthopädie und Traumatologie verunsichern die Bevölkerung und demotivieren meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Sabina Schreiner, Pflegedirektorin der Klinik Donaustadt. „Wir verhehlen nicht, dass wir angesichts von Pflegekräftemangel und der demografischen Entwicklung vor großen Herausforderungen stehen. Aber hilft es uns, unsere Spitäler permanent in Grund und Boden zu reden? All denjenigen, die derartige Darstellungen befördern, sage ich: das motiviert niemanden, den wunderbaren Pflegeberuf zu ergreifen. Das muss jedem bewusst sein.“

Zuvor hatte Hacker in einer Aussendung betont, dass die Situation in den Spitälern angespannt sei und das „nichts Neues ist“. „Wir kämpfen alle dafür, dass es besser wird. Alle Führungskräfte stellen sich dieser Diskussion. Hilfe zu unterlassen, kann aber niemals dazu dienen, eine Position zu verdeutlichen“, betonte Hacker. Die FPÖ forderte, dass Hacker gehen müsse. Der Gesundheitsstadtrat verhöhne das medizinische Personal, meinte der Wiener FPÖ-Chef Stadtrat Dominik Nepp in einer Aussendung. „Die Hilferufe der Belegschaft dürfen nicht ignoriert werden. Gesundheitsstadtrat Hacker muss die Verantwortung wahrnehmen“, forderte auch die Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, Gemeinderätin Ingrid Korosec.

Am Dienstag hatte es aus dem Wigev geheißen, dass 949 gesperrte Betten insgesamt 5.492 verfügbaren Betten in den Krankenhäusern gegenüberstehen. Somit waren knapp 15 Prozent der 6.441 systemierten, also behördlich genehmigten Betten nicht verfügbar. 936 Betten waren tagesaktuell (ohne AKH, Anm.) frei. Aktuellere Zahlen gab es am Donnerstag auf Anfrage keine. Bei den Mediziner:innen seien 96 Prozent der Stellen besetzt, bei den Pflegekräften 94 Prozent, sagte Brenner-Küng. Wie viel Personal genau fehlt, blieb unbeantwortet.

 

Peter Hacker
„Ich verstehe überhaupt nicht, wie das sein kann, dass alle Gesundheitspolitiker sagen, wir brauchen mehr Ausbildung an den Universitäten und es findet einfach nicht statt." so Peter Hacker zu den Medizin-Aufnahmetests.
Michael Indra / SEPA.Media / picturedesk.com